Erst am Wochenende hat mit Roland Büchel ein weiterer SVP-Nationalrat abgesagt: Auch er will nicht SVP-Parteipräsident werden. Seit Dezember sucht die SVP einen neuen Präsidenten. Das Anforderungsprofil der Parteileitung ist lang.
Magdalena Martullo-Blocher formuliert es so: «Diese Person trägt viel Verantwortung, das Amt braucht Zeit. Man sollte die Sprachen gut beherrschen. Man sollte die Dossiers der Bundespolitik gut kennen.» Vor allem Zeit braucht das Amt – und das für Gottes Lohn.
Die Parteileitung hat bereits reagiert und hat einen Stabschef bestimmt. Franz Grüter soll den künftigen Präsidenten unterstützen, in den regionalen Sektionen Knochenarbeit übernehmen.
Wenige, die noch nicht abgesagt haben
Kürzer als die Liste der Absagen ist die Liste der Interessenten: Die Aargauer Nationalrätin Martina Bircher, Nationalrat Andreas Glarner, ebenfalls aus dem Aargau und der Zürcher Alfred Heer gehören zu den wenigen, die der eigens dafür eingesetzten Findungskommission noch keine Absage erteilt haben. Glarner und Heer haben offiziell zugesagt.
Von den dreien hat vor allem einer eine reelle Chance: Alfred Heer. Der Zürcher hat sich einen Namen als Aussenpolitiker gemacht, ist Präsident der Geschäftsprüfungsdelegation.
Für ihn spricht: Sieben Jahre hat er die Zürcher SVP erfolgreich geführt. Bekannt ist er auch für seine träfen Sprüche. Etwa, als er 2015 den SVP-Wahlkampf als «Gaga-Wahlkampf» bezeichnet.
Einer, der seine Meinung sagt
Heer nimmt kein Blatt vor den Mund, wird dafür geliebt und gehasst. Auch die eigene Parteileitung kritisiert er, wenn er das für richtig hält. Gegenüber Radio SRF sagte er dazu: «Das ist einfach meine Meinung. Wenn ich das nicht mehr sagen darf, ohne dass ich von Köppel als SVP-Verräter angepflaumt werde, dann verstehe die Welt nicht mehr.»
Bleibt die Frage: Ist nur ein Präsident, eine Präsidentin genehm, die auf der Linie von Herrliberg ist? «Natürlich muss er auf der Linie der Partei sein», sagt Magdalena Martullo-Blocher. Herrliberg sei selber auch auf Parteilinie, «sonst hätten wir ein Problem».
Sicher ist, Alfred Heer wäre einer, der als Präsident eine eigene Linie fahren würde. Mehr Autonomie gegenüber Herrliberg: Das könnte der Partei neuen Schwung verleihen, die seit den Wahlen im Herbst in einem Formtief ist.