Die neuen A- und B-Post-Briefmarken wurden in den Schweizer Poststellen zwar schon ab dem 20. Dezember verkauft, abgestempelt werden durften sie aber erst ab dem 1. Januar 2022.
Diese Regelung sorgte für Kopfschütteln am Postschalter. Erlebt hat es ein Postkunde aus dem Kanton St. Gallen. Für die letzten zwei seiner Neujahrsbriefe gingen dem Ostschweizer am 30. Dezember die «alten» Ein-Franken-Briefmarken aus, welche man bisher vor allem für A-Post-Briefe verwendete. Also klebte er kurzerhand neue 1.10-Franken-Briefmarken auf die Couverts und schenkte der Post damit 20 Rappen.
Dass die Marken erst ab Neujahr gültig sind, sagte ihm beim Kaufen niemand.
«Geschenk» wird nicht akzeptiert
Sein «Geschenk» wurde nicht goutiert: Die Frau am Postschalter wollte die beiden Briefe mit der 1.10-Frankatur nicht abstempeln. Der Kunde sei zwei Tage zu früh, diese seien erst ab dem neuen Jahr gültig, hiess es. «Die Angestellte machte grosse, dicke Kreise um die Briefmarken und legte die zwei Briefe in ein separates Fach», erzählt der verdutzte St. Galler dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie wisse nicht, was jetzt mit diesen Briefen passiere, sagte die Frau am Postschalter.
Der St. Galler war so verblüfft, dass er ohne weiteren Kommentar die Post verliess. Wann seine zwei Neujahrsbriefe abgeschickt würden, wusste er nicht.
Post: «Angestellte hat richtig gehandelt»
Hatte die Postangestellte einfach einen schlechten Tag oder war sie falsch informiert? Nein, sagt Post-Sprecherin Léa Wertheimer, sie habe richtig gehandelt: «Eine Briefmarke ist ein sogenanntes Wertzeichen wie beispielsweise eine Banknote.» Und ein Wertzeichen sei ab einem gewissen Zeitpunkt gültig. Im Fall der neuen Briefmarken sei das eben der 1.1.2022. «Deshalb konnte man mit dieser Briefmarke bei der Post noch keine Dienstleistung erhalten.»
Fragt sich: Macht da die Post nicht unnötig ein Büro auf? Léa Wertheimer meint: «Es ist ein grosser Aufwand für Kunden und Mitarbeitende, dass wir diese Umstellung bewältigen können.» Eine neue Geschwindigkeitsregelung gelte schliesslich ja auch ab einem bestimmten Tag, sagt die Post-Sprecherin: «Da braucht es etwas Gewöhnungszeit bei allen Beteiligten.»
Mal kulant – mal weniger
Zu erwähnen ist: Wenn Kunden im neuen Jahr einen Brief zu tief frankieren, drückt die Post noch vier Wochen lang ein Auge zu. Kundinnen hingegen, die im alten Jahr einen Brief mit der neuen Marke überfrankierten, haben einen Rüffel kassiert.
Die beiden «falsch» frankierten Neujahrsbriefe des St. Gallers kamen übrigens doch noch A-Post bei den Empfängern an.