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Neue Virus-Variante Delta: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Aus SRF 4 News aktuell vom 18.06.2021. Bild: Keystone
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Neue Corona-Variante Vermiest uns Delta das Ende der Pandemie?

Wo verbreitet sich Delta derzeit? In Lissabon müssen die Menschen ab Freitagnachmittag in einen Shutdown. Grund dafür ist, dass sich die Delta-Variante des Coronavirus in der portugiesischen Hauptstadt «relativ stark» verbreitet, wie die Behörden mitteilen. Wegen Delta verschiebt auch Grossbritannien geplante Öffnungen. Dort reichen die Durchimpfungsrate und nach wie vor bestehende Corona-Massnahmen nicht aus, um das Steigen der Fallzahlen aufzuhalten.

Warum sich Delta in Lissabon ausbreitet

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Warum sich Delta in Lissabon ausbreitet

Der Grossraum von Lissabon wird bis Montagmorgen abgeriegelt – ohne triftigen Grund darf niemand rein oder raus. 2.8 Millionen Menschen sind davon betroffen. Grund für diese Massnahme ist, dass die Corona-Fallzahlen wieder stark gestiegen sind. Dabei galt die Lissabon vor einigen Monaten noch als Corona-Musterschülerin.

Laut Tilo Wagner, Journalist in Lissabon, will die Regierung damit ein Ausgreifen des hohen Infektionsgeschehens auf das ganze Land verhindern. Denn 75 Prozent aller Corona-Fälle werden derzeit in der Hauptstadt registriert. Eine weitere Verschärfung der Massnahmen auf Grundlage eines Ampelsystems ist nicht ausgeschlossen.

In Portugal werden derzeit die über 40-Jährigen geimpft. Die hochansteckende Delta-Variante breite sich nun aber in der dicht besiedelten Hauptstadt aus, wo deutlich mehr junge Menschen leben, so Wagner: «Sie scheinen sich nach einem Leben ohne Masken und Mindestabstände zu sehnen – an den Stränden, in Cafés, auf privaten Partys.» Dazu kommt: In Portugal wurden die meisten Beschränkungen bereits zurückgenommen, was die Ausbreitung der Delta-Variante zusätzlich begünstigt.

Ein Grund dafür, dass sich die in Grossbritannien bereits stark verbreitete Variante nun auch in Lissabon ausbreitet, könnte laut Wagner sein, dass britische Touristen bis vor Kurzem ohne grosse Einschränkungen ins Land reisen konnten. Zudem gibt es in der portugiesischen Landwirtschaft viele Saisonarbeiter aus Indien und Pakistan, wo die neue Virus-Variante erstmals nachgewiesen wurde. Schliesslich leben und arbeiten viele Portugiesen in Grossbritannien und reisen immer wieder zurück in ihre Heimat.

Wie stark ist Delta derzeit verbreitet? Bei den damals erstmals in Brasilien und Südafrika nachgewiesenen Corona-Varianten war nicht klar, ob diese nicht auch in der Schweiz dominant werden und die Fallzahlen in die Höhe schnellen lassen könnten. Eingetroffen ist das nicht. Bei der Delta-Variante ist nun aber schon zu beobachten, dass sie sich in Grossbritannien durchgesetzt hat, ähnlich wie in Indien zuvor, auch in den USA und Deutschland steigt ihr Anteil. Die beiden Varianten aus Brasilien und Südafrika dagegen sind auch über einen längeren Zeitraum hinweg in diesen Ländern stagniert und nicht gestiegen.

Wie verbreiten sich Virus-Varianten? Eine Besonderheit des Coronavirus ist die ungleichmässige Verteilung der Ansteckungen. Aus vielen Infektionen ergeben sich gar keine Infektionsketten. Eine Virus-Variante kann etwa wiederholt von Indien nach Grossbritannien eingeschleppt werden, ohne dass etwas passiert. Manche Einschleppungen lösen dann aber wiederum viele Infektionen aus – die «Superspreading-Events».

«Alpha, Beta, Gamma»: Die wichtigsten Coronavirus-Varianten

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Die WHO hat die Namensgebung der Coronavirus-Varianten angepasst. Die griechischen Buchstaben dienen der Vereinfachung und um rassistische Ressentiments zu vermeiden. SRF teilt die Meinung, dass kein Land für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden soll und übernimmt diese Namensempfehlung.

WHO-Name

wissen-schaftlich

erstmals aufgetaucht

Alpha

B.1.1.7

Vereinigtes Königreich,
September 2020

Beta

B.1.351

Südafrika,
Mai 2020

Gamma

P.1

Brasilien,
November 2020

Delta

B.1.617.2

Indien,
Oktober 2020

Omikron

B.1.1.529

Verschiedene Länder,
November 2021

Links:

Die Verbreitung einer Virus-Variante gleicht einem Würfelspiel: Je mehr man würfelt, umso höher ist die Chance, zwei Sechsen oder sogar fünf Sechsen zu erhalten, das wären dann Superspreading-Events. Das heisst auch: Würfelt man weniger, sinken auch die Erfolgschancen. Reduziert man also die Zahl der Einschleppungen, verringert sich die Chance, dass sich eine Virus-Variante festsetzen kann. Deshalb wirken Reisebeschränkungen gegen die Ausbreitung von Varianten.

Wird Delta auch bei uns dominant? Es könnte ähnlich ablaufen wie mit der Alpha-Variante, die erstmals in Grossbritannien nachgewiesen wurde. Alpha ist ansteckender als die Ursprungsvariante, wurde relativ stark eingetragen und hat die alte Variante fast komplett verdrängt. Delta ist ansteckender als Alpha und damit wiederum im Vorteil. Es ist also gut möglich, dass Delta auch bei uns dominant wird. Die Frage ist vor allem, wie schnell. Nachverfolgen lässt sich das durch ein schweizweites Sequenzierungsprogramm relativ genau: Ein gewisser Teil positiver Proben wird genetisch untersucht, um die Verbreitung neuer Varianten zu verfolgen.

Führt uns Delta zurück in den Shutdown? Vorweg: Rechtzeitiges Sequenzieren und frühzeitiges Reagieren lohnt sich. Als die Alpha-Variante sich zum Jahreswechsel in der Schweiz ausbreitete, merkte man das frühzeitig – nicht so, dass man hätte verhindern können, dass sie dominant wird, aber so, dass man verhindern konnte, dass sie eine starke, dritte Welle auslöst.

Die Corona-Massnahmen wurden Mitte Januar vorausschauend verschärft – wenn auch moderat. Das hat vermutlich dazu beigetragen, dass die Fallzahlen nicht massiv anstiegen. Stattdessen gab es nur einen langsamen Anstieg, im März und Anfang April. Der wurde durch die fortschreitende Impfkampagne und den saisonalen Effekt gebremst. Wie die vielen Faktoren für die nächsten Wochen zusammenspielen, kann keiner sicher voraussagen. Klar ist: Delta ist ein gutes Stück ansteckender als Alpha.

SRF 4 News, 18.06.2021, 08:15 Uhr ; 

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