Das Buhlen um den Schweizer Luftraum hat ein Ende: Der Bundesrat hat sich heute für den F-35 des amerikanischen Herstellers Lockheed Martin entschieden. Der «Ferrari der Lüfte» ist nicht unumstritten. Verteidigungsministerin Viola Amherd erklärt, wieso man dennoch den US-Jet gewählt hat.
SRF News: Der Bundesrat hat sich für das modernste Flugzeug entschieden, das gleichzeitig das billigste sein soll. Da werde ich hellhörig. Sie nicht?
Viola Amherd: Nein. Wir haben eine Evaluation gemacht aufgrund der eingereichten Offerten, nach klar definierten Kriterien. Man hat auch Erprobungen in der Schweiz durchgeführt. Das Resultat war so, dass dieses Flugzeug technisch am besten abgeschnitten hat, zum günstigsten Preis. Vielleicht ist es weniger verwunderlich, wenn man sieht, dass dieses Flugzeug am meisten verkauft wurde – das hat auch Einfluss auf den Preis.
Man hat auch gehört, dass die Flugstunde bei der F-35 doppelt so teuer sei wie bei den anderen. Wie kann es sein, dass die Betriebskosten trotzdem die günstigsten sind?
Die Offerten und unsere Erprobungen zeigen, dass dieses Flugzeug auch im Betrieb am günstigsten ist. Wir verlassen uns auf die verbindlichen Offerten und die eigenen Überprüfungen. Und nicht auf irgendwelche Informationen, von denen man nicht weiss, woher sie kommen.
Wir entscheiden selber, welche Daten wir weitergeben wollen und welche nicht.
Ist es nicht gefährlich, wenn man sich nur auf die Angaben der Hersteller verlässt?
Wir haben aus den Fehlern der Gripen-Beschaffung gelernt und eigene Erprobungen in der Schweiz durchgeführt. Wir haben nur Flugzeuge angeschaut, die schon in Betrieb sind. Es sind nicht nur Angaben der Hersteller, sondern verbindliche Offerten, die Bestandteil der Verträge sind, an die sich die Hersteller halten müssen.
Sie haben gesagt, dass bei jedem Jet die Flugplätze angepasst werden müssen. Es heisst, dass beim F-35 die Vorgaben der US-Regierung in Sachen Sicht- und Spionageschutz besonders streng und deshalb die Kosten höher seien.
Das haben wir überprüft, und das ist nicht der Fall. Wir haben in der Schweiz bereits einen hohen Standard der Infrastruktur. Deshalb sind die Erfordernisse für die neuen Jets für uns weniger hoch als für ein Land, das seine Jets bisher im offenen Gelände parkiert. Man muss mit Anpassungen von rund 100 Millionen Franken rechnen, das wäre für jeden Flugzeugtyp dasselbe.
Der F-35 ist auch der vernetzteste Jet. Böse Zungen behaupten, die CIA sitze hinten im Cockpit und könne alles mithören.
In der Offerte ist festgehalten, dass wir selber entscheiden, welche Daten wir weitergeben wollen und welche nicht. Wir haben die Autonomie über unsere Daten. Es gibt durchaus technische Daten, die interessant sind für den Austausch, aber wir entscheiden, ob wir etwas weitergeben.
Der Jet ist gemäss Evaluationsbericht drei Dezibel lauter als der F/A-18. Das bedeutet, dass er so laut ist wie zwei F/A-18, die miteinander starten.
Im Umfeld eines Flugplatzes, an dem sowieso Flugzeuge starten und landen, erscheinen drei Dezibel nicht wie eine Verdoppelung des Lärms. Klar, es sind drei Dezibel. Aber wir werden 50 Prozent weniger Starts und Landungen haben, das hat einen Einfluss auf die ganze Lärmbelastung.
Die Linke hat eine Initiative angekündigt. Wird das den Beschaffungsprozess verzögern?
Es ist damit zu rechnen, dass wir Verzögerungen bei der Vertragsunterzeichnung haben werden, aber wie lange das sein wird, kann ich nicht sagen. Wir werden aber die Beschaffung in die Armeebotschaft 2022 integrieren, damit das Parlament darüber beraten kann.
Das Gespräch führte Urs Leuthard.