In der Westschweiz hätten die Restaurants und Kulturlokale nach einem mehrwöchigen Shutdown wieder geöffnet werden sollen. Entsprechend gross ist der Frust ob der neuen drohenden schweizweiten Verschärfungen der Corona-Regeln, wie SRF-Korrespondentin Barbara Colpi feststellt.
SRF News: Wie reagiert man in der Romandie auf die Ankündigung des Bundesrats, die Massnahmen gegen Corona schweizweit verschärfen zu wollen?
Barbara Colpi: Es herrscht grosser Unmut, wie etwa den sozialen Medien zu entnehmen ist. Verärgert zeigte sich auch der Genfer Gesundheitsminister Mauro Poggia im Westschweizer Fernsehen RTS.
Der Genfer Gesundheitsminister Mauro Poggia zeigte sich im Westschweizer Fernsehen sehr verärgert.
Grund dafür ist, dass sich die Westschweizer Kantone zusammentaten und Anfang November Restaurants und Kulturlokale schlossen. Sie konnten damit die Corona-Fallzahlen tatsächlich senken, deshalb sollten die Etablissements am 10. Dezember wieder öffnen. Jetzt drohen schon ab Samstag wieder neue Einschränkungen durch den Bundesrat.
Was stört die Romands denn am meisten?
Es ist die Art und Weise der Entwicklung: Der Bundesrat hat immer betont, die Kantone müssten die Verantwortung übernehmen. Die Westschweizer Kantone taten das, als die Fallzahlen im Oktober stiegen. Schon damals wünschten sie sich eigentlich schweizweit einheitliche Lösungen, stiessen damit in Bern aber auf taube Ohren.
Das stösst in der Romandie sauer auf.
Jetzt nimmt der Bundesrat das Heft plötzlich wieder in die Hand, weil einige Deutschschweizer Kantone zu wenig stark auf steigende Fallzahlen reagieren. Das stösst in der Romandie sauer auf.
Fühlt sich die Westschweiz also übergangen?
Bis zu einem gewissen Grad ist das sicher so. Die Kantone in der Westschweiz werfen dem Bundesrat vor, jetzt mit schweizweit einheitlichen Regeln zu kommen, nachdem die Romandie die Lage einigermassen in den Griff bekommen hat.
Das Wort des Jahres heisst hier ‹Coronagraben› – auf Deutsch.
Es ist auch kein Zufall, dass das Wort des Jahres in der Westschweiz «Coronagraben» lautet – und zwar auf Deutsch. Dieser Coronagraben zwischen Deutschschweiz und Romandie ist seit gestern sicher noch etwas tiefer geworden.
Die Kulturszene in der Romandie hatte sich auf eine sanfte Öffnung vorbereitet – was bedeuten für sie die neuen geplanten Massnahmen des Bundesrats?
Die Kantonsregierungen in der Romandie haben versucht, den Kinos und anderen Kulturstätten eine Perspektive zu geben – jetzt ist das alles möglicherweise wieder zunichte gemacht. Für die Kulturszene ist das eine Katastrophe.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.