Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 1. September gilt das neue Verbrauchs- und Abgas-Testverfahren WLTP für PKW.
- Der neue Test weist bis zu 75 Prozent höhere, weil realistischere Werte für den Spritverbrauch aus.
- Doch die Autobranche operiert immer noch mit den alten, tieferen Werten.
- «Kassensturz» enthüllt exklusiv die WLTP-Werte von 5400 Fahrzeugen.
WLTP heisst der neue Verbrauchs- und Abgastest, welcher den alten NEFZ-Test ablöst. Seit 1. September müssen alle neuen Fahrzeuge nach WLTP geprüft werden, damit sie für die Strasse zugelassen werden. Der «Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure» gilt für alle Autos weltweit.
Es ist immer noch ein Test im Prüfstand, erklärt TCS-Experte Herbert Meier. Doch WLTP unterscheidet sich jedoch deutlich vom alten Test: Er dauert länger, damit ist auch die Fahrtstrecke grösser und die Fahrzeuge werden auf über 130 Kilometer pro Stunde beschleunigt.
Ein neuer, realistischerer Verbrauchstest war bitternötig. Die Angaben zum Spritverbrauch entsprachen nämlich immer weniger der Realität. Zum Vergleich: Im Jahr 2001 betrug der Unterschied zwischen Prüfstand und Strasse 10 Prozent. Ende 2016 schluckten die Autos in Realität im Schnitt 42 Prozent mehr Sprit als deklariert.
Der neue WLTP führt zu höheren Verbrauchsangaben, so TCS-Experte Herbert Meier: «Man spricht von durchschnittlich ungefähr 20 Prozent mehr Verbrauch.» Bei leistungsschwachen Fahrzeugen würden die Spritangaben vergleichsweise deutlich stärker erhöht als bei Fahrzeugen mit einem leistungsstarken Motor.
«Kassensturz» enthüllt WLTP-Werte
«Kassensturz» liegen exklusiv die Daten von knapp 5400 neu zugelassenen Fahrzeug-Modellen vor. Sie weisen den Benzin- und Dieselverbrauch nach dem neuen Prüfzyklus WLTP auf. Brisant: Die Verbrauchswerte steigen je nach Fahrzeug massiv an: Zwischen 20 und bis zu 77 Prozent!
Doch diese höheren Verbrauchswerte will die Autobranche nicht kommunizieren. Der Branchenverband Autoschweiz schreibt «Kassensturz»: Man halte sich ans Gesetz und müsse die alten NEFZ-Werte angeben: «Die zusätzliche Angabe eines zweiten Verbrauchswertes (WLTP) auf der Energieetikette würde verwirrend wirken. Ab 2020 wird der Verbrauch nur noch nach WLTP ausgewiesen.»
Bund empfiehlt Angabe der neuen WLTP-Werte
Das Bundesamt für Energie empfiehlt der Autobranche jedoch schon heute, die ehrlicheren WLTP-Werte anzugeben. Leiter Mobilität Christoph Schreyer: «Die neuen Werte dürfen durchaus von der Branche angegeben werden». Es sei aber wichtig, dass auch in der jetzigen Übergangsphase eine vergleichbare Bemessungsgrundlage bestehe. Diese sei im Moment noch der alte Verbrauchswert NEFZ 2.0. Deshalb erfolge die Umstellung auf WLTP bei der Energieetikette erst per 1.1.2020.
Bis dann gilt der beschönigte, alte Verbrauchswert der Autobranche.
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