Für Lyriker gilt es als weisses Gold. Für Chemiker ist es Natriumchlorid. Und für Otto Normalverbraucher schlicht Salz. Die Schweiz verbraucht jedes Jahr über eine halbe Million Tonnen davon: Für die Strassen im Winter, für das Essen als Gewürz, für die Geschirrwaschmaschine oder ganz einfach zum Baden. Das Salz gehört zu jenen Rohstoffen, die in der Schweiz eigentlich genügend vorhanden sind.
Aktuell wird in der Schweiz jedoch nur an drei Standorten Salz abgebaut. Das sind die Standorte Bex in der Waadt, Pratteln im Kanton Baselland und Rheinfelden im Aargau. In Pratteln ist das Ende absehbar. Um den Schweizer Salzbedarf langfristig zu decken, braucht es neue Salzabbaugebiete. Solche zu finden, wird jedoch immer schwieriger, zuletzt gab es Widerstand gegen neue Abbaupläne der Schweizer Salinen, doch dazu später mehr.
20 Millionen Tonnen Aargauer Salz
Nun will der Kanton Aargau in der Region Möhlin im unteren Fricktal vier Salzabbaugebiete mit einer Gesamtfläche von 500 Hektaren im kantonalen Richtplan einzeichnen. Die Behörden rechnen mit einer Ausbeute von rund 20 Millionen Tonnen Salz in den kommenden 40 bis 80 Jahren. Damit würde der Aargau mittelfristig zum grössten Salzversorger der Schweiz.
Drei der vier geplanten Salzabbaugebiete, «Asp», «Feld Nord» und «Zelgli» liegen im sogenannten «Möhliner Feld» zwischen Möhlin, Wallbach und Zeiningen. Das vierte Gebiet, «Ruessacher», liegt nördlich der Autobahn A3 zwischen Möhlin und Zeiningen.
Der Kanton Aargau veröffentlichte die umfassenden Berichte zu den Plänen auf seiner Webseite. Aus kantonaler Sicht stünden der geplanten Aufnahme der vier Salzabbaugebiete im kantonalen Richtplan keine grundsätzlichen Interessen entgegen, heisst es dort.
«Siedlungs- und umweltverträglicher Abbau»
Mit den vorgeschlagenen Massnahmen lasse sich der Salzabbau «siedlungs- und umweltverträglich und mit geringen Einschränkungen für die landwirtschaftliche Nutzung» vereinbaren. Weder auf Stufe Richtplan noch auf Stufe Nutzungsplan sei etwas erkennbar, das dem Vorhaben im Grundsatz entgegenstehe. Noch offene Fragen könnten im späteren Baubewilligungsverfahren gelöst werden, heisst es weiter.
Zuletzt gab es Widerstand gegen neue Abbaupläne der Schweizer Salinen. In Muttenz oder auch in Möhlin befürchten Hauseigentümer zum Beispiel Risse in den Wänden oder eine Wertminderung ihrer Liegenschaft. Und auch bei den neuen Plänen im Aargau wird eingeräumt, dass ein minimales Restrisiko besteht.
«Geländesenkungen sowie Störfälle (Einstürze oder Versalzungsschäden) können nicht vollständig ausgeschlossen und gänzlich verhindert werden», heisst es im Berichts des Kantons. Allerdings betonten die Schweizer Salinen in der Vergangenheit immer wieder, dass man aus vergangenen Störfällen gelernt, dass solche sehr selten seien, und dass die Technologie sich weiterentwickelt habe.
Anhörung bis Anfang April
Die Aargauer Pläne befinden sich erst auf Feld eins. Kurz vor Weihnachten hat das kantonale Departement für Bau, Verkehr und Umwelt seine Pläne in die Vernehmlassung geschickt. Die öffentliche Anhörung und Mitwirkung zu diesen Plänen dauert noch bis Anfang April. Nach der Anhörung wird der Regierungsrat dem Grossen Rat einen Antrag stellen – und das Parlament wird entscheiden. Der Salzabbau erfolgt auf den neuen Gebieten nicht vor dem Jahr 2030.