Beim Gornergletscher oberhalb von Zermatt ist in den letzten Jahren wegen der Gletscherschmelze ein kleiner See entstanden. Diesen will man jetzt mit einer Staumauer künstlich vergrössern.
Das Gornerli ist ein zentrales Puzzleteil der Schweizer Energiezukunft.
Beim geplanten Wasserkraftwerk Gornerli ist der Hochwasserschutz schon mitgedacht: Der Stausee dient als Puffer, um Wassermengen bei starken Regenfällen oder raschem Gletscherschmelzen zurückzuhalten.
«Das Gornerli ist ein zentrales Puzzleteil der Schweizer Energiezukunft», sagt Bundesrat Albert Rösti. Zusammen mit dem Kanton Wallis, den Gemeinden und der Energieversorgerin Grande Dixence SA hat Rösti am Freitag die Begleitgruppe Gornerli ins Leben gerufen, um das Projekt schneller voranzutreiben.
Das rund 300 Millionen Franken teure Gornerli soll einst mehr liefern als 650 Gigawattstunden Energie – bei Unwettern soll es auch als Rückhaltebecken dienen. Das Vorhaben ist das grösste der 16 Projekte der «Runden Tische Wasserkraft» und zählt zu den grössten Wasserkraftprojekten der Schweiz. Die Höhe der Staumauer würde ca. 85 Meter betragen, oben wäre der Damm 285 Meter breit.
Staumauer soll Zermatt mehr Sicherheit bringen
Die Talsperre soll Zermatt sicherer machen, etwa bei Unwettern wie diesen Sommer. «Der Gornerli-Stausee hätte die beiden Hochwasser entscheidend entschärfen können. Eine grosse Menge Wasser hätte zurückgehalten und kontrolliert abgeleitet werden können», sagt Romy-Biner Hauser, Gemeindepräsidentin von Zermatt. Für die Zukunft brauche man zudem einen Wasserspeicher für die Trinkwasserversorgung.
Für den Walliser Energiedirektor Roberto Schmidt ist das Gornerli ein «beispielhaftes Projekt», weil es auch die Winterstromversorgung langfristig stärke. «Es ist ein Eckpfeiler der Walliser Wasserkraftstrategie.»
Gornerli ist für Landschaftsschutz ein «No-Go»
Die Begleitgruppe will nun Umwelt- und Landschaftsschutzorganisationen ins Boot holen. Doch bereits jetzt ist klar: Die Stiftung für Landschaftsschutz (SfS) ist gegen das Gornerli-Projekt
Co-Geschäftsleiterin Franziska Grossenbacher sagt zu SRF: «Ein Stausee in diesem Gebiet ist für uns landschaftlich wirklich ein No-Go, weil es eine national geschützte Landschaft ist, und das zu Recht». Das Gebiet stelle neben dem Mont Blanc und dem Aletsch das letzte grosse, unberührte Eisgebirge des Alpenbogens dar und sei von unschätzbarem Wert.
Durch die Gletscherschmelze entstehe ein Gletschervorfeld, das landschaftlich unglaublich reizvoll und ökologisch sehr wertvoll sei. Soll diese dynamische Landschaft durch einen Stausee geflutet oder die natürliche Wildnis zugelassen werden? «Wir stehen absolut hinter der Energiewende. Aber wir fordern, dass sie natur- und landschaftsverträglich umgesetzt wird», so Grossenbacher. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission ENHK lässt ein Gutachten zum Gornerli erstellen, dieses soll laut Informationen von SRF bis Februar 2025 vorliegen.
Realisierung bis frühstens 2031
Wie geht es jetzt mit dem Projekt weiter? Derzeit läuft die Planung des Projektes, es ist bereits im Walliser Richtplan aufgenommen. «Mit einem straffen Verfahren – und wenn alle am gleichen Strick ziehen – ist eine Realisierung bis 2031 möglich», sagt Amédéé Mursier, Verwaltungsratspräsident der Grande Dixence SA.