Anfang vergangener Woche starteten an der Mühlebachstrasse im Zürcher Seefeld die Arbeiten an der neuen sogenannten Velovorzugsroute. Auf dieser 2.5 Kilometer langen Strecke, die den Bahnhof Stadelhofen mit dem in Tiefenbrunnen verbindet, gilt «Velo first».
Wegen der Umgestaltung der Strasse gehen über 130 Parkplätze verloren. Die zuständige SP-Stadträtin Simone Brander zeigt sich zufrieden: «Wir geben hier den Velos den Vortritt, sodass Velos zügiger und sicher durch diese Strasse fahren können.»
Es ist bereits die zweite Route dieser Art, seit März führt eine Strecke auf der Baslerstrasse vom Bullingerplatz im Kreis vier nach Zürich-Altstetten. Ihr Kennzeichen: Ein grüner Streifen am Rand. Diese Strecken sind Teil eines grossen geplanten Netzes, welches die Initiative für Sichere Velorouten verlangt hat, die vom Zürcher Stimmvolk 2020 mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde.
Allerdings: Grundsätzlich autofrei, wie die Initiative das verlangt hat, ist die bereits realisierte Strecke an der Baslerstrasse nicht. Das stört den Verband Pro Velo Zürich. Es gebe noch zu viel Durchgangsverkehr, also Autos mit Personen am Steuer, die nicht hier wohnten, kritisiert die Geschäftsführerin von Pro Velo Zürich, Yvonne Ehrensberger.
«Es kommt alle paar Sekunden ein Auto, das an einem vorbei braust. Das ist ein Problem, denn wir wollen die Velovorzugsrouten autofrei.» Sie zeigt auf die Autokolonne am Rotlicht zur Hardstrasse. «Wenn man jetzt hier schaut, wie sich Autos im Stossverkehr zurückstauen, dann ist das ein Hohn», sagt sie.
Mit Einsprachen müsse man rechnen
36 weitere Velovorzugsrouten sind bei der Stadt in Planung. Vier davon sind etwas weiter ausgearbeitet, doch alle sind wegen Einsprachen blockiert. Für die Stadträtin Simone Brander nichts Spezielles. «Wenn man in der Stadt Zürich ein Strassenprojekt plant, muss man mit Einsprachen rechnen», sagt sie. Auch auf die Kritik am Durchgangsverkehr auf der Baslerstrasse reagiert sie gelassen, dort sei erst der zweite von drei Schritten umgesetzt.
«Wenn wir auch auf den umliegenden Strassen im Quartier Verkehrsprojekte umsetzen können, sollte es möglich sein, die Verfassungsbestimmung ‹grundsätzlich autofrei› auch auf der Baslerstrasse umzusetzen», sagt Simone Brander. Bis es so weit ist, beobachtet die Stadt, wie sich der Durchgangsverkehr auf den zwei neuen Routen entwickelt. Yvonne Ehrensberger von Pro Velo Zürich hofft, dass die Autos einmal ganz von den Velovorzugsrouten verschwinden. Aber noch haben die Velos nicht überall freie Bahn in der Stadt Zürich.