Wenn sich Eltern um ihr schwer krankes Kind kümmern, ein Ehemann nach seiner Frau schaut und eine Tochter ihre Mutter pflegt, sollen sie dafür in Zukunft finanziell entschädigt werden. Dies auch dann, wenn sie keine pflegerische Ausbildung haben, findet der Spitex-Verband Kanton Zürich und lanciert deshalb ein neues Angebot.
Zwar würden die Mitarbeitenden der Spitex schon heute mit Angehörigen zusammenarbeiten, sagt Claudia Schade, die Geschäftsleiterin des Verbandes, doch: «Neu stellen wir die pflegenden Angehörigen auch bei uns an und dokumentieren ihre Leistungen.»
Geld für alltägliche Arbeiten
Die Spitex übernehme die Planung der Pflege, leite die Angehörigen an und schaue mindestens einmal pro Woche bei den Leuten zu Hause vorbei. Die Angehörigen wiederum könnten sich bei einer lokalen Spitex-Organisation anstellen lassen und für einen Stundenlohn zwischen 36 und 38 Franken brutto die sogenannte Grundpflege übernehmen. Dabei handelt es sich um alltägliche Arbeiten wie Hilfe bei der Körperpflege, beim Aufstehen oder beim Anziehen. Die Spitex rechne im Durchschnitt mit zwei bis drei Stunden pro Tag.
Wir arbeiten nun einen speziellen Kurs für die pflegenden Angehörigen aus.
Am Pilotprojekt beteiligen sich zehn von 68 Spitex-Organisationen des Spitex-Verbandes Kanton Zürich, darunter etwa die Spitex Bachtel, die Spitex Limmattal oder die Spitex Zürichsee.
Wer sich bei einer dieser Organisationen anstellen lassen will, muss beim Schweizerischen Roten Kreuz einen Kurs in der Pflegehilfe absolvieren. Schade ergänzt: «Gemeinsam mit dem Schweizerischen Roten Kreuz des Kantons Zürich arbeiten wir nun einen speziellen Kurs für die pflegenden Angehörigen aus.»
Spitex kritisiert private Anbieter
Mit dem neuen Angebot reagieren die Zürcher Spitex-Organisationen auch auf ein umstrittenes Geschäftsmodell von privaten Organisationen. Auch diese stellen pflegende Angehörige an. Anders als die öffentlichen Spitex-Organisationen machten sie damit jedoch Gewinn. Das ist legal, und doch stört sich Schade daran. «Diese Firmen verdienen etwa gleich viel in die eigene Tasche, wie sie den Angehörigen auszahlen, und das kann nicht sein», kritisiert sie. Denn das Geld für die Pflege stamme von den Krankenkassen und den Gemeinden.
Als Non-Profit-Organisation habe der Spitex-Verband Kanton Zürich eine günstige Alternative anbieten wollen. Da sich ihre Mitglieder auf bestehende Strukturen stützen könnten und sie nicht gewinnorientiert arbeiteten, könnten sie auf Beiträge der Gemeinden verzichten. Die öffentliche Hand werde so entlastet.
Mit der Spitex vom Kanton Zürich haben wir einen Partner, der alle unsere Anliegen möglich macht.
Bei den Gemeinden kommt das Angebot der Spitex gut an. Es brauche günstige Lösungen und gleichzeitig sollen Angehörige für ihre Arbeit entschädigt werden, sagt Jörg Kündig, der Präsident des Verbandes der Gemeindepräsidien. «Mit der Spitex des Kantons Zürich haben wir einen Partner, der all dies möglich macht.»