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Pflege der Zukunft: Die Familien sollen mithelfen
Aus Echo der Zeit vom 19.01.2023. Bild: KEYSTONE/DPA/Oliver Berg
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NFP 74 «Gesundheitsversorgung» Es braucht tragfähige Netzwerke in der Gesundheitsversorgung

Die Gesundheitsversorgung in der Schweiz muss besser werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Die gute Nachricht: Es ist möglich. Die schlechte Nachricht: Es wird anspruchsvoll.

Das zeigt das abgeschlossene Nationale Forschungsprogramm 74 (NFP 74) zur medizinischen Versorgung. Dabei erscheint, einem roten Faden gleich, ein Ansatz in den insgesamt 34 Forschungsprojekten immer wieder auf: das Netz.

Es ist das soziale Netz, das trägt. Es sind die professionellen Netze und Netzwerke, die bessere Resultate liefern, denn sie verbessern die Behandlung und kosten erst noch weniger. Es sind Daten, die vernetzt medizinische Entscheide erleichtern und für den nötigen Überblick sorgen.

Sich absprechen und alle einbeziehen

Zum Beispiel kann Software in Arztpraxen helfen, dass Menschen mit verschiedenen Erkrankungen nicht zu viele Medikamente verschrieben erhalten, oder solche, die nicht kombiniert werden sollten. Chronische Erkrankungen nehmen zu: Herz-Kreislauf-Beschwerden, chronische Schmerzen, psychische Probleme.

Gut schneidet die Betreuung Zuhause ab – seien es betagte Menschen oder Menschen mitten im Leben – nach einem Spitalaufenthalt oder statt eines Eintritts in eine psychiatrische Klinik. Es gibt auch schwerkranke Menschen, die zu Hause sterben möchten. 

Solche Modelle brauchen verschiedene Netze – die Familie oder die Nachbarn – dazu die abgestimmte Zusammenarbeit der beteiligten Therapeuten, Ärztinnen und Pflegefachpersonen. In Alters- und Pflegeheimen lassen sich unnötige Spitaleinweisungen vermeiden, wenn die Pflegefachleute mit Zusatzwissen zur Altersmedizin stärker in die Verantwortung einbezogen werden.

Das Wissen ist vorhanden

Viele dieser Ansätze sind in der Politik angekommen. Es ist seit Jahren bekannt, dass die Schweiz bei der Digitalisierung im Rückstand liegt und die vorhandenen Daten nur unzureichend nutzt. Seit Jahren werden die fehlenden Fachkräfte im Gesundheitswesen beklagt. Seit Jahren investieren Bund und Kantone in Ausbildungen und weisen auf innovative Behandlungsmodelle hin. 

Trotz diverser Strategien, Plattformen, Programme und Reformüberlegungen gelingt es selten, die guten Beispiele auf andere Institutionen oder Regionen zu übertragen. Auch diese Erkenntnis hat das NFP 74 bestätigt. Die beteiligten Forschenden wollen das ändern und sich künftig stärker mit Bund und Kantonen absprechen. Sie verlangen darum die nötigen Anpassungen auf rechtlicher, organisatorischer und finanzieller Ebene.

Netze müssen gestärkt werden

Netze tragen nicht, wenn die finanziellen Anreize über die Menge der Behandlungen, die Anzahl der Ausbildungsjahre und nur über stationäre Einrichtungen laufen. Damit Netze tragen, brauchen sie auch die nötigen personellen und finanziellen Mittel.

Das ist im heutigen Gesundheitssystem in der Schweiz nur punktuell der Fall. Möglich, dass für solche Veränderungen der Druck noch zu klein ist. Angesichts der Herausforderungen, die sich für eine wachsende, älter werdende Gesellschaft an deren Versorgung von Körper und Geist stellen, wird der Druck steigen. Änderungen sind möglich, aber anspruchsvoll.

Christine Wanner

Bundeshausredaktorin

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Christine Wanner ist seit 2022 Bundeshausredaktorin und berichtet zu den Entscheiden von Bundesrat und Parlament. Zuvor hat sie als Inlandredaktorin für Radio SRF gearbeitet, auch zu den Schwerpunkten Gesundheits- und Bildungspolitik. Als Historikerin hat sie sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Risiken und Gefahren beschäftigt – beispielsweise in der Atomfrage und beim Umgang mit Naturkatastrophen.

Echo der Zeit, 19.01.2023, 18:00 Uhr

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