Die Gesundheitskosten normalisieren sich. Zu diesem Schluss kommt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich in ihrer neuesten Prognose.
Nach extremen Bewegungen in den Pandemiejahren steigen die Gesundheitsausgaben dieses Jahr um 2.9 Prozent auf knapp 90 Milliarden Franken. Für 2023 und 2024 stehen Wachstumsraten von 3.6 respektive 3.1 Prozent im Raum.
Nachholbedarf nach Pandemie
Die Pandemie führte vor zwei Jahren dazu, dass viele Patientinnen und Patienten Arztbesuche oder Spitalaufenthalte verschieben mussten. Das hatte Auswirkungen auf die Gesundheitsausgaben. Im Folgejahr holten viele diese Behandlungen nach, darum wuchsen die Ausgaben 2021 sprunghaft um mehr als 4 Prozent.
Dieses Jahr und in den kommenden Jahren werden mit rund 3 Prozent wieder tiefere Wachstumsraten bei den Gesundheitsausgaben erwartet.
«Wir können also Entwarnung geben in dem Sinne, dass der Gesundheitssektor nicht immer stärker wächst als die übrige Wirtschaft», sagt Michael Graff von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich.
Hochwertiges Gesundheitswesen
Kostentreiber sind unter anderem die alternde Bevölkerung und die Zunahme der Pflegeleistungen. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt pendelt sich bei rund 12 Prozent sein. Das ist mehr als der Finanzsektor oder der Tourismus.
«Diese Tatsache muss man allerdings nicht mit Bedauern feststellen», betont Graff. Schliesslich sei die Schweiz ein reiches Land, in dem die Gesundheit einen hohen Stellenwert habe.
Das Gesundheitswesen ist durch seine Grösse ein wichtiger Wirtschaftszweig und umfasst einen Arbeitsmarkt mit rund 300'000 beschäftigten Personen.
Wieso steigen dann die Prämien?
Doch wie passen die relativ moderaten Steigerungen bei den Gesundheitskosten zur Erhöhung der Krankenkassen-Prämien? Diese steigen dieses Jahr im Schnitt um 6.6 Prozent.
Gesundheitsökonom Felix Schneuwly vom Vergleichsdienst Comparis, der die Studie der KOF mitfinanziert, sagt, das eine seien die volkswirtschaftlichen Daten, das andere die Politik und das Verhalten der Krankenkassen.
Wir haben keinen Kostenschock, sondern einen Prämienschock.
Letztere hatten in früheren Jahren die Prämien gesenkt, was sich nun als Bumerang räche. «Wir haben nicht einen Kostenschock, sondern einen Prämienschock. Und der wäre vermeidbar gewesen», betont Schneuwly.
Handlungsbedarf im Gesundheitswesen gebe es aber dennoch: Beispielsweise, indem bei der Vergütung verstärkt die Erreichung von Therapiezielen eine Rolle spielen würden. Hierfür müsste sich die politische Debatte aber vom reinen Kostensparen wegbewegen, so der Gesundheitsökonom.