Es wird also ein Duell zwischen Beat Jans aus Baselstadt und Jon Pult aus Graubünden. Beiden werden gute Wahlchancen zugerechnet. Beide legten heute einen souveränen Auftritt hin – strahlten heute vor den Medien um die Wette.
Zwei valable Männer
Jon Pult (39) geniesst im Parlament einen guten Ruf, er gilt als kompromissbereit, als umgänglich. Auch in der Roadshow hat er sich gut geschlagen. Er konnte da sein Charisma, seine Mehrsprachigkeit voll ausspielen. Sein Nachteil: Er ist noch vergleichsweise jung, hat keine Exekutiverfahrung und er gilt nicht als Städter – auch wenn er sich selber immer wieder als urbaner Bergler bezeichnet hat.
Ihm gegenüber steht Beat Jans (59), ein gestandener Exekutivpolitiker mit starkem Gestaltungswillen. Ebenfalls eloquent, und aus Basel-Stadt, einem Wirtschaftskanton. Die urbane Schweiz ist im Bundesrat nicht vertreten. Sein Nachteil: Er hat die mächtigen Bauern im Parlament gegen sich. Als ehemaliger Umweltpolitiker im Nationalrat hat er sich bei ihnen nicht eben beliebt gemacht.
Leichter Vorteil für Jans
Trotzdem – legt man die beiden Profile punkto Fertigkeiten nebeneinander, so ist Beat Jans leicht im Vorteil. Doch wie seit den letzten Bundesratswahlen mit Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider bekannt, können Sympathiewerte entscheidend sein.
Dazu kommt, Kandidierende dürfen nicht allzu viele Gegner in der Bundesversammlung haben. Und diesbezüglich könnte wiederum Jon Pult im Vorteil sein. Ausserdem ist Jon Pult aktuell im Nationalrat, während Beat Jans von aussen, für sich weibeln muss.
Bitter für Evi Allemann
Enttäuscht dürfte die Berner Regierungsrätin Evi Allemann sein, die zum zweiten Mal nicht von der Fraktion nominiert wurde. Als einzige Kandidatin unter den Willigen durfte sie sich gute Chancen ausrechnen. Zumal in der SP-Fraktion die Frauen die Mehrheit stellen und viele nichts gegen eine Frauenmehrheit im Bundesrat haben dürften. Es kam anders.
Wohl könnte die Wahl-Dynamik der Bernerin einen Streich gespielt haben. Als es um das erste Ticket ging, lieferte sie sich noch mit Beat Jans ein Kopf-an Kopf-Rennen. Jans obsiegte bekanntlich. Eine Rolle könnte hier der Kanton gespielt haben: Der Kanton Bern ist mit Albert Rösti bereits im Bundesrat vertreten, Basel nicht.
Bei der Nomination fürs zweite Ticket hatte Allemann neben Jans wohl schlechte Karten in der Hand: Zu ähnlich waren ihre Profile. Beide sind Exekutivpolitiker, beide sind Städter, beide politisieren im Moment ausserhalb des Parlaments. Zu ähnliche Profile wollten wohl die Genossinnen und Genossen der Vereinigten Bundeversammlung nicht präsentieren.
Am 13. Dezember wählt die Vereinigte Bundesversammlung. Es dürfte spannend werden in der Ausmarchung um den nächsten Bundesrat.