«Gewählt ist mit 123 Stimmen ... Elisabeth Baume-Schneider». Die Worte von Nationalratspräsident Martin Candinas fuhren so manchem Basler in die Knochen. Gross waren die Hoffnungen gewesen, mit der erfahrenen Ständerätin Eva Herzog endlich wieder in die Landesregierung einzuziehen. Sogar der Basler Regierungsrat war in corpore nach Bern gereist, um Herzog zu unterstützen. Doch es sollte anders kommen: Das mondäne Basel muss weiter auf einen eigenen Bundesrat warten.
Der letzte Basler in der Landesregierung war Hans-Peter Tschudi. «Tempo-Tschudi», wie der Magistrat wegen seiner schnellen und gewissenhaften Arbeitsweise auch genannt wurde, war von 1960 bis 1973 im Bundesrat.
Vor fast 50 Jahren war die Welt noch eine ganz andere: Die Schweiz zählte etwas mehr als 6 Millionen Einwohner, Frauen durfte erst seit zwei Jahren abstimmen und durch die Lautsprecher der helvetischen Stuben trällerte Demis Roussos «Goodbye My Love, Goodbye». Eine kleine Zeitreise:
An Sonntagen sind die Strassen leer
Vieles war anders und einiges erinnert doch an heute: Auch 1973 kämpfte die Schweiz – und die Welt – mit einer Energiekrise. Im Zuge des Jom-Kippur-Krieges im Oktober drehten die arabischen Staaten den Ölhahn zu. Die Folge war ein schockartiger Anstieg des Ölpreises. Auch die nach Erdöl lechzende Schweiz musste sich überlegen, wie mit dem teuren Gut umzugehen sei. Eine Reaktion: Tschudi und seine Bundesratskollegen riefen im November zu autofreien Sonntagen auf. An diesen Tagen leerten sich die Autobahnen und die Strassen wurden für diverse Freizeit-Aktivitäten genutzt.
«Karli» Odermatt stemmt den Meisterpokal in die Höhe
1973 war man in Basel nicht nur stolz auf seinen Bundesrat Tschudi, sondern hatte mit Karl Odermatt auch seine eigene Fussball-Legende. «Karli» führte den FCB auch 1973 zum Meistertitel und im Nationalteam sorgte er zusammen mit einem gewissen Köbi Kuhn für Furore.
Russi und Collombin duellieren sich in der Abfahrt
Neben Karli und Köbi hatte die Schweiz 1973 natürlich auch andere Sportidole. Auf der Skipiste lieferten sich Roland Collombin und Bernhard Russi ein legendäres Duell um den Sieg im Abfahrts-Weltcup. Der Walliser Collombin hatte schliesslich nach sechs gewonnen Rennen die Nase vorn.
Ein tragisches Flugzeugunglück
1973 war auch das Jahr, in dem sich das folgenschwerste Flugzeugunglück in der Geschichte der Schweiz ereignete. Am 10. April stürzte in Hochwald im Kanton Solothurn eine Charter-Maschine, die von Bristol nach Basel unterwegs war, ab. 108 Personen kamen dabei ums Leben, 37 überlebten, weil sie sich im hinteren Teil des Flugzeugs befunden hatten.
Pinochet putscht sich an die Macht
Während Europa und der Schweiz die Ölkrise zu schaffen machte, bewegten auch die politischen Umwälzungen in Chile die Welt. Im September stürzte das chilenische Militär den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende und General Augusto Pinochet errichtete eine Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land. Pinochets Regime ging mit harter Hand gegen seine Kritiker vor. Zahlreiche Chilenen verliessen daher ihre Heimat. Der Bundesrat wollte zunächst lediglich 200 Personen aufnehmen. Nach heftigen Protesten änderte die Landesregierung ihre Position; in den nächsten zehn Jahren gewährte die Eidgenossenschaft rund 1600 politischen Flüchtlingen Asyl.