20 Jahre sind ein langes Leben für einen Billett-Automaten. Die Automaten der Region Basel müssten darum ausgewechselt werden. Der Unterhalt werde immer schwieriger und Ersatzteile gäbe es auch keine mehr, sagt Milan Sedlacek von den Basler Verkehrsbetrieben BVB.
Ab 2027 gibt es neue Geräte, und zwar solche ohne Münzschlitz – also bargeldlose Automaten. Auch Mehrfahrtenkarten aus Papier können bei den neuen Automaten nicht mehr abgestempelt werden. Die BVB hat die neuen Geräte jetzt ausgeschrieben. 500 neue Automaten soll es geben, diese werden im ganzen Tarifverbund Nordwestschweiz aufgestellt.
Anstatt mit Münzen muss nun mit der Karte bezahlt werden – oder alternativ mit einer Prepaidkarte. Diese Karte können die Fahrgäste an einem Schalter aufladen und dann am Billett-Automaten entwerten.
Grosse Frustration in der Öffentlichkeit
Diese Anschaffung wird in der Kommentarspalte der BVB-Facebookseite heftig kritisiert. «Es gibt auch Leute, die sich diesen digitalen Plunder nicht leisten können und mit wenig auskommen müssen» oder «Wie zahlen Kinder? Mehrfahrtenkarten gibt's ja bald nicht mehr! Schwach liebe BVB sehr, sehr schwach!»
Auch in der Politik regt sich Widerstand. SP-Grossrätin Michela Seggiani sprach sich diese Woche im Kantonsparlament von Basel-Stadt gegen die digitalen Zahlungsmittel aus. Das Verschuldungsrisiko sei dadurch grösser.
Die Entwicklung zur Digitalisierung können wir nicht aufhalten.
Patricia Bernasconi von der Linksaussenpartei Basta doppelte nach: «Als Service public muss der ÖV allen zugänglich sein, auch älteren Personen, ärmeren oder gelegentlichen ÖV-Nutzenden. Die Möglichkeit einer Prepaidkarte reicht aus unserer Sicht nicht.» Sie hat einen Vorstoss im Kantonsparlament eingereicht.
Wenig Kritik von Verbänden
Im Vergleich äussern sich die Interessensverbände deutlich weniger kritisch. Das Behindertenforum Basel findet die Prepaidkarte eine gute Lösung. Georg Mattmüller vom Forum betont lediglich, dass die Karte auch für Menschen mit einer Sehbehinderung einfach nutzbar sein muss.
Auch Pro Senectute begrüsst die Prepaidkarte und dass die neuen Automaten weiterhin Papiertickets drucken können. Hinzu käme: Ältere Menschen hätten häufig ein ÖV-Abonnement, dieses könne an den Verkaufsstellen mit Bargeld bezahlt werden, falls jemand nicht digital bezahlen wolle.
«Die Entwicklung zur Digitalisierung können wir nicht aufhalten», sagt Geschäftsleiter Michael Harr. Pro Senectute will darum ältere Menschen noch mehr unterstützen und bietet in sogenannten «Digitalcafés» niederschwellige Unterstützung bei technischen Problemen an.
Basel folgt mit seinen bargeldlosen Automaten anderen Tarifverbunden. Auf dem Netz der BLS, werden ab 2026 alle Automaten bargeldlos sein. Auch das sorgte für Diskussionen im Berner Kantonsparlament. SVP-Politiker Thomas Fuchs versuchte letzten Herbst zu erwirken, dass die Automaten auch in Zukunft Bargeld annehmen. Die zuständige Kommission lehnte seinen Vorstoss ab, die Planung für die Automaten sei schon zu weit fortgeschritten.
Im Zürcher Verkehrsverbund ZVV können seit Dezember 2024 keine Tickets mehr bar im Bus gelöst werden. Das sorgte für Kritik. Für den restlichen ZVV sei in den nächsten Jahren aber keine flächendeckende Umstellung auf bargeldloses Zahlen geplant, sagt eine ZVV-Sprecherin.