Der Brief bringt Unruhe ins Dorf und droht die Einheit, um die man sich bisher bemüht hat zu zerstören. Seit gestern Montag liegt er auf dem Schreibtisch von VBS-Chefin, Bundesrätin Viola Amherd.
In diesem Brief stellen rund 60 Personen aus dem Dorf Mitholz und der Umgebung unter anderem die Forderung, dass das VBS die geplante Räumung der Munitions- und Sprengstoffreste noch einmal überdenkt.
Kritik an Länge der Evakuierung
Eine der Initiantinnen des Briefes an Bundesrätin Viola Amherd ist Annie-Louise Trachsel. Sie ist in Frutigen zu Hause, aber in Mitholz aufgewachsen und ihre Grosseltern leben noch dort. Sie sei deshalb stark mit dem Dorf verbunden. Die Räumung der Munition finde sie eine gute Sache, allerdings nicht, dass man dafür 10 Jahre weg müsse.
60 Menschen, die den Brief unterzeichnet haben, sehen das gleich. Trachsel sieht den Grund dafür in der Dorfevakuation. Die meisten fühlten sich zu wenig gehört oder vetreten. Wie könne das VBS jetzt von zehn Jahren sprechen, wo noch nicht einmal klar sei, wie geräumt werde? Die Antworten dazu würden fehlen. Die, die den Brief unterzeichnet hätten, fühlten sich alleine gelassen, so Trachsel.
Ein Dorf spaltet sich
Im Dorf sehen das aber nicht alle so. Der Gemeindepräsident von Kandergrund und somit auch von Mitholz, Roman Lanz, ist verärgert über den Brief. Dass die Initiative für den Brief von zwei Personen komme, die nicht in Mitholz leben würden und auch das Gespräch nie gesucht hätten, sei für ihn befremdend.
Die nun öffentliche Kritik an der Evakuierung könne er nicht verstehen. Man habe von Anfang transparent kommuniziert und immer ein offenes Ohr für Sorgen und Fragen gehabt. Doch weder die Initianten des Briefes noch die anderen seien aufgetaucht.
Stopp der aktuellen Pläne gefordert
Nun mitten im Prozess der Räumung der alten Munition liegen aber klare Forderungen auf dem Tisch: Es sollen keine weiteren Schritte getan werden, welche eine dauerhafte Evakuation zur Folge haben. Das VBS solle bitte seine Pläne überdenken. Man sei überzeugt, dass es eine andere Lösung, als das Geisterdorf gebe. Ein eigener Vorschlag ist im offenen Brief an Viola Amherd nicht aufgeführt.
Gemeindepräsident Lanz befürchtet, dass dieser Brief zu einem Befürworter- und Gegner-Lager im Dorf Mitholz führe. Es bestehe die Gefahr, dass das Dorf in dieser Sache nun nicht mehr geeint auftrete. Aber genau dies sei wichtig, um die Anliegen aller Mitholzerinnen und Mitholzer gegenüber dem VBS gut vertreten zu können, so Lanz.
Die Initiantinnen betonen derweil, dass sie das Dorf nicht spalten wollten. Sie hätten nur die Unsicherheit vieler Mitholzer und Mitholzerinnen transparent machen wollen. Schliesslich würden 170 Menschen ihre Heimat verlieren, so Annie-Louise Trachsel.