- Der Bundesrat hat beschlossen, die Munitionsrückstände aus dem ehemaligen Munitionslager Mitholz definitiv zu räumen.
- Dafür hatten sich bereits das VBS, die betroffenen Gemeinden und Kantone sowie ein grosser Teil der Bevölkerung ausgesprochen.
- Sollte dies doch nicht möglich sein, plant der Bundesrat als Notnagel eine Überdeckung der Munition.
Per Videobotschaft und Brief teilte Bundesrätin Viola Amherd der Dorfbevölkerung von Mitholz am Wochenende mit, dass die Räumung beschlossene Sache sei. Die Arbeiten starten nach dem Jahr 2030. Dann wird Mitholz für über zehn Jahre zum Geisterdorf.
Im ehemaligen Munitionslager in Mitholz, welches zur bernischen Gemeinde Kandergrund gehört, liegen seit den Explosionen von 1947 noch bis zu 3500 Tonnen Munitionsrückstände. Eine Risikobeurteilung im Jahr 2018 zeigte: Vom Lager geht eine Gefahr aus. Seither wurde eine Räumung geplant, die nun vom Bundesrat beschlossen ist.
Diesen Weg fordern die Behörden, aber auch ein grosser Teil der Bevölkerung.
Den Entscheid zur Räumung stützt die Landesregierung auf den Schlussbericht der Arbeitsgruppe Mitholz. Das Gesamtkonzept sei auf Zustimmung gestossen. «Dieser Weg entspricht dem, den insbesondere die Behörden, aber auch ein grosser Teil der Bevölkerung fordert», sagt Bruno Locher vom VBS.
Erste Mitholzer müssen 2025 weg
Die Räumung der explosiven Altlast ab 2030 wird nun konkret vorbereitet. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Mitholz müssen für über zehn Jahre wegziehen. Betroffen sind rund 50 bis 60 Haushalte – manche Familien leben seit Generationen im Dorf.
Die ersten von ihnen werden wahrscheinlich bereits ab 2025 wegziehen müssen, sagte Viola Amherd in der Videobotschaft. Denn bevor das Lager geräumt werden kann, müssen Schutzbauten erstellt werden, um die Bahnlinie und die Nationalstrasse zu schützen. Um diese zu erstellen, müssen erste Häuser weichen.
Wenn 2025 die Schutzbauten gebaut werden, wird die Lebensqualität nicht mehr die gleiche sein.
Weitere fünf Jahre später werden die restlichen Bewohner weg sein müssen, wobei die Behörden damit rechnen, dass viele sowieso vorher weg sein werden. «Wenn 2025 die Schutzbauten gebaut werden, wird die Lebensqualität mit Staub und Lärm nicht mehr die gleiche sein», sagt Hanspeter Aellig, Leiter der Evaluation all dieser Varianten.
Auch wenn sich der Bundesrat zur Räumung bekennt, hält er sich einen Notfallplan offen. Sollte aus technischen oder Sicherheitsgründen die vollständige Räumung des alten Munitionsdepots in Mitholz nicht gelingen, würden die Munitionsrückstände im Fels mit Gestein überdeckt.
Diese Variante hätte der Bevölkerung eine Langzeit-Evakuierung erspart, löst aber das Grundproblem nicht. Hanspeter Aellig sagt: «Auch diese Überdeckung ist nicht ohne Risiko, da die Munitionsrückstände im Berg bleiben würden.» Zudem sei diese Überdeckung extrem teuer, Schätzungen gehen von bis zu einer halben Milliarde Franken aus.
Kosten bis 900 Millionen Franken
Die Kosten für Schutzbauten und für die komplette Räumung werden heute auf bis zu 900 Millionen Franken geschätzt. Bis dieses Geld vom Parlament genehmigt ist, werden 40 Millionen Franken aus dem Budget des VBS für Vorausmassnahmen gebraucht.
Bereits im kommenden Jahr erfolgt eine Bewertung der Liegenschaften in Mitholz, «damit gemeinsam mit den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern konkrete Lösungen für die Zukunft gesucht werden können», heisst es in der Mitteilung.