Wenn immer möglich sollen die Gespräche vor Ort in der Schule stattfinden, unter Berücksichtigung der Schutzmassnahmen - dies die Devise einer Primarschule im Kanton Bern. Eine Lehrerin findet, das sei nicht der richtige Ansatz. Online-Gespräche sollten die Regel sein, jene im Klassenzimmer in Zeiten der Pandemie hingegen die Ausnahme.
Sie stösst mit ihrem Anliegen bei der Schulleitung auf taube Ohren. Sie selbst darf zwar ihre Gespräche von zu Hause aus am Computer durchführen. Die Schule ändert aber nichts an ihrer Haltung.
«Ansteckungsrisiko gleich null»
Dies widerspricht aber der Empfehlung des Kantons Bern, wonach Elterngespräche «wenn immer möglich über Online-Plattformen und/oder telefonisch» abgehalten werden sollen. «So ist das Risiko einer Ansteckung gleich null», sagt Erwin Sommer, Vorsteher des Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Spielraum für individuelle Lösungen
Man habe aber bewusst nur eine Empfehlung gemacht, um den Schulen einen gewissen Spielraum zu lassen für individuelle Lösungen, die allen Beteiligten – vor allem auch den Kindern – am besten gerecht werden. Und wenn Eltern, aber auch Lehrpersonen, den Wunsch äussern, dass sie die Gespräche lieber online abhalten würden, dann müsse die betreffende Schulleitung dies ernst nehmen, so Sommer. Andere Kantone, Gemeinden und Schulen handhaben das ähnlich.
In gewissen Situationen sei aber auch ein Gespräch in der Schule sinnvoller, sagt Franziska Peterhans, Zentralsekretärin beim Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer. Zum Beispiel bei wichtigen Übertrittgesprächen oder wenn es ein gravierendes Problem zu besprechen gebe. Andere Termine wiederum liessen sich auch gut verschieben, wie etwa die Lernberichts-Gespräche auf Kindergartenstufe.
Die Pandemie ist ja kein kantonales oder lokales Problem. Deshalb würden wir uns eine bessere Absprache unter den Kantonen dringend wünschen.
Lehrer fordern national einheitliche Massnahmen
Grundsätzlich sollten unterdessen eigentlich in allen Schulen die Schutzmassnahmen so gut greifen, dass ein sicheres Elterngespräch im Klassenzimmer möglich sein sollte, wenn dies angezeigt ist. Denn in manchen Kantonen wurden die Massnahmen in diesen Tagen verschärft. So gilt etwa seit neustem im Kanton Zürich ab der 4. Klasse eine Maskenpflicht. Damit will man letzten Endes auch Schulschliessungen verhindern.
Jeder Kanton setzt die Limite aber wieder etwas anders an, die Situation kann sich täglich ändern. Der Lehrerinnen- und Lehrerverband ist nicht glücklich über diesen Schutzmassnahmen-Flickenteppich an den Schulen: «Die Pandemie ist ja kein kantonales oder lokales Problem. Deshalb würden wir uns eine bessere Absprache unter den Kantonen dringend wünschen», sagt Franziska Peterhans.
Regeln für die Schule seien Sache der Kantone, entgegnet der Berner Volksschuldirektor Erwin Sommer. Und die Fallzahlen seien von Kanton zu Kanton verschieden. Eine «radikale Massnahme von Genf bis Graubünden» mache deshalb keinen Sinn. Der jetzige Weg sei der bessere.