Vor dem Eingang der Synagoge wird Rafel Mosbacher angesprochen. «Wie das Wetter am Schabbes wird? Sag’ ich dir.» Er zückt sein Smartphone. «Morgen ist es schön.» Rafael Mosbacher wird oft angesprochen, wenn er in seiner zweiten Heimat Davos unterwegs ist. Der Unternehmer verbringt hier seit Jahrzehnten seine Ferien und Wochenenden.
Rafael Mosbacher kümmert sich nebenberuflich um die Infrastruktur für jüdisch-orthodoxe Touristen aus aller Welt, vermittelt bei Missverständnissen und Problemen – und ist trotz aller Vorfälle und Negativ-Schlagzeilen überzeugt, dass Davos ein idealer Ferienort für jüdische Menschen ist.
Bis zu 4000 jüdisch-orthodoxe Feriengäste verbringen im Sommer oft mehrere Wochen in Davos. Dazu hat Rafael Mosbacher einen wesentlichen Beitrag geleistet. Unter anderem richtet er seit über 20 Jahren über den Sommer eine Synagoge ein. Hier beten täglich Hunderte orthodoxe Juden aus Israel, den USA, Grossbritannien, Belgien oder der Schweiz.
Koscheres Essen und Warmhalteplatten
Der 74-jährige Rafael Mosbacher hat zudem Kontakte hergestellt zu verschiedenen Lieferanten koscherer Lebensmittel, sodass ein Detailhändler in Davos-Dorf eine kleine Abteilung für diese Lebensmittel einrichten konnte.
Zwar beliefert Rafael Mosbacher selber als Catering-Unternehmer Fluggesellschaften mit koscherem Essen. Die Lebensmittel, die in Davos gekauft werden können, stammen aber nicht von ihm. «Ich verdiene nichts damit. Ich mache das, damit sich die jüdische Gesellschaft verpflegen kann und nicht aus dem Ausland alles im Koffer mitbringen muss.» Das einzige Geschäft mache er mit der Vermietung und dem Verkauf von Warmhalteplatten.
Rafael Mosbacher bezeichnet sich als grossen Davos-Fan. Daran ändern auch die teils sehr negativen Stimmen gegenüber dem Verhalten von jüdisch-orthodoxen Gästen nichts. Diese gipfelten darin, dass der Pächter eines Bergrestaurants keine Schlitten mehr an Juden vermieten wollte. Oder in bösen Leserbriefen im letzten Sommer, die Davos ebenfalls Negativ-Schlagzeilen bescherten.
Mehrere negative Ereignisse in Davos
Mosbacher schätzt die Lage nicht so pessimistisch ein wie andere. Er fühle sich in Davos willkommen. «Ich werde begrüsst, die Leute kennen mich. Ich habe absolut keine Probleme.» Daran hätten auch die negativen Vorfälle nichts geändert. «Absolut nicht.» Für ihn ist klar: «Sonst würden weniger jüdische Gäste nach Davos kommen. Dieses Jahr waren es aber sogar mehr als im letzten Jahr.»
Viel zu reden gab Ende August der gewalttätige antisemitische Angriff auf einen jungen jüdisch-orthodoxen Mann aus London. Dieser wurde von zwei Arabisch und Französisch sprechenden, abgewiesenen Asylbewerbern geschlagen und bespuckt, wobei sie «Free Palestine» riefen. Die Angreifer stammten aus einem Ausreisezentrum, eine Stunde von Davos entfernt.
Das war ein Einzelfall.
Auch wenn solche Vorfälle seit dem letzten 7. Oktober vielerorts zugenommen haben, sei es in Davos nicht gefährlicher geworden, sagt Mosbacher: «Das kann überall passieren. Das gibt mir nicht zu denken. Sonst wäre mit dieser Masse an jüdischen Gästen, die wir hier haben, viel mehr los. Das war wirklich ein Einzelfall.»