Die letzten Wahlen waren für die BDP ein Debakel: Vier von sieben Sitzen verlor die Partei im Nationalrat – ebenso den einzigen im Ständerat. Seither ist Beno Niggli, Präsident der BDP des Kantons Graubünden, überzeugt, dass die BDP Schweiz in Zukunft einen Partner braucht. «Das ist für mich klar.»
Die Wahlniederlage im Herbst hat die Situation zugespitzt, denn mit nur noch drei Nationalratssitzen kann die BDP keine eigene Fraktion mehr bilden. Dadurch erhält die Partei weniger Geld vom Bund und weniger Aufmerksamkeit in den Medien. Ihre Entwicklung wirkt wie ein langsames Sterben.
Deshalb will auch der Berner BDP-Präsident Jan Gnägi rasch etwas ändern. Für ihn besteht «eine grosse Chance» darin, mit den Werten der BDP in einer neuen Partei weiterzupolitisieren.
Natürliche Partnerin CVP
Gnägi und Niggli schwebt ein Zusammengehen mit der CVP in der Form einer Neugründung unter einem neuen Namen vor. Aktuell führt der nationale BDP-Präsident Martin Landolt darüber Gespräche mit der CVP. Und im eidgenössischen Parlament haben sich die beiden Parteien ja bereits zur gemeinsamen Mitte-Fraktion zusammengeschlossen. Die CVP biete sich eben als natürliche Partnerin an, sagt der Berner Gnägi. Denn man sei sich in politischen Fragen weitgehend einig.
Doch: Würde sich ein Zusammenschluss mit der BDP auch für die CVP lohnen? Davon ist Bruno von Rotz, Präsident der CVP des Kantons Obwalden, überzeugt. «Die Mitte würde gestärkt», sagt er. Und der Schwyzer CVP-Kantonalpräsident Bruno Beeler betont, dass sich die beiden Parteien gut ergänzten – inhaltlich und geografisch: «Die BDP hat ihre Basis vorab in evangelisch geprägten Kantonen, die CVP dagegen in katholisch geprägten.»
Ein neuer Parteiname müsste her
Die CVP könnte also in Kantonen wie Bern profitieren, in denen sie bisher schwach vertreten ist. Weil aber ein neuer Parteiname wohl Bedingung für die Fusion wäre, schlagen die beiden Kantonalparteipräsidenten ein stufenweises Vorgehen vor. Denn in der christlichen Partei hängen viele am C im Namen.
Ein erster Schritt könnte für den Schwyzer Beeler darin liegen, zunächst eine Union, einen Verbund beider Parteien, zu bilden. «Wenn man merkt, dass man in der Union aufgehoben ist, kann man in einer zweiten Phase auch die Namen anpassen.» Mit einem neuen Namen könnte die CVP auch neue Wählergruppen ansprechen, die christliche Werte vertreten, aber von der traditionellen Nähe der Partei zur katholischen Kirche abgeschreckt werden.
Was ist mit dem C im Namen?
Gegen einen Zusammenschluss unter einem neuen Namen ist allerdings Widerstand aus den katholischen Stammlanden der CVP in der Innerschweiz oder im Wallis absehbar. Das bestätigt Franziska Biner, Präsidentin der CVP Oberwallis. In ihrem Kanton sei das C im Namen identitätsstiftend, so Biner. «Eine Namensänderung wäre für uns ein Identitätsverlust.»
Bei vielen CVPlern gibt es also noch einige Überzeugungsarbeit für eine Fusion zu leisten. Es ist ja auch nicht der erste Anlauf für eine engere Zusammenarbeit: Bereits vor sechs Jahren führten die beiden Parteien intensive Gespräche, die jedoch scheiterten. Damals ging es um eine gemeinsame Bundeshausfraktion.
Doch inzwischen ist die Situation eine andere, der Leidensdruck bei der BDP deutlich grösser.