Während im Kongresszentrum das WEF für Hochbetrieb sorgt, präsentiert sich auch die Promenade von Davos in einem anderen Bild. Firmen, Sponsoren oder Länder setzen sich mit Temporärbauten oder Pavillons in Szene und nutzen Geschäfte, Restaurants, gar ganze Häuser oder Kirchen um.
Das alles für eine Woche. Es ist auch die Rede von der «teuersten Gewerbeausstellung der Welt». Das Weltwirtschaftsforum und das ganze Drumherum zieht allerdings auch Trittbrettfahrer an. Unter den Kurzmietern sind Unternehmen, die nichts mit dem WEF zu tun haben, davon aber profitieren wollen. Ein Problem, denn dadurch verschärft sich auch die Betten- und Verkehrssituation.
In einer Abstimmung entschied die Davoser Stimmbevölkerung im Juni 2024, den Trittbrettfahrern einen Riegel zu schieben. Das neue Gesetz wurde mit 82 Prozent angenommen. Es sollen nur noch Firmen, Nationen oder Non-Profit-Organisationen einen Platz an der Promenade erhalten, welche vom WEF eingeladen wurden.
Nur: Die neue Regelung sollte eigentlich 2025 in Kraft treten, sie kann allerdings noch nicht umgesetzt werden. Eine Beschwerde dagegen ist noch hängig.
Wir haben sichergestellt, dass keine Trittbrettfahrer hier sind.
Gemeindestatthalterin Valérie Favre Accola betont, man sei bei den Bewilligungen streng gewesen. Ganz im Sinne des neuen Gesetzes: «Wir haben trotz höherer Nachfrage weniger temporäre Baubewilligungen erteilt. Das ist aus unserer Sicht ein Erfolg.»
Davoser Promenade als Grossbaustelle
Durch die Bewilligungen sei bekannt, wer komme. Es gebe auch keine zusätzlichen Nebenveranstaltungen, so Valérie Favre Accola. «Jene, die eine temporäre Baubewilligung erhalten haben, sind Gäste oder Partner des Weltwirtschaftsforums. Wir haben sichergestellt, dass keine Trittbrettfahrer hier sind.»
Nur marginal weniger Baubewilligungen
Obwohl die Trittbrettfahrer nicht mehr nach Davos kommen, dürfte sich die Bettensituation kaum entschärft haben. Es wurden 149 Baubewilligungen ausgestellt, letztes Jahr waren es 153, also nur marginal weniger.
Leute sagen: ‹Wir müssen hier raus. Wir wissen nicht, was tun.›
Das WEF schränkt auch Davoser Bewohnerinnen und Bewohner ein. Der Mieterinnen- und Mieterverband Graubünden (MV) erhält immer mehr Meldungen von Klauseln in Mietverträgen, dass Mietende während dem WEF ihre Wohnung verlassen müssen.
MV-Präsident Joshua Wada sagt: «Leute sagen: ‹Wir müssen hier raus. Wir wissen nicht, was tun. Mein Kind muss in die Schule, ich kann nicht eine Woche in die Ferien.› Es wird jedes Jahr mehr. Irgendwo muss man das stoppen. Vielleicht über den rechtlichen Weg, ob solche Verträge überhaupt legal sind.»
Neue «Ausweich»-Kongresse
Der MV-Vorstand prüfe nun, ob es jemanden gebe, der das anfechten könnte. «Das ist natürlich sehr schwierig», sagt Wada. «Weil man gegen die eigene Vermietung vorgehen muss. Wahrscheinlich geht so etwas bis zum Bundesgericht.»
Die Gemeinde Davos versucht, dieses Problem unter anderem mit einem neuen Tech-Kongress zu lösen. Dieser findet im Sommer 2025 zum ersten Mal statt. Statthalterin Valérie Favre Accola: «Wir versuchen, Firmen, die wegen Nebenveranstaltungen hier sind, auf separate Kongressveranstaltungen zu verlagern. Zum Beispiel Technologie-Firmen auf den Alpine Tech Summit.»
Diese Massnahmen sollen helfen, die Davoser Promenade von noch mehr Temporärbauten und Umnutzungen zu entlasten. Ob es gelingt, werden die Zahlen vom nächsten Jahr zeigen. Denn dies ist sicher: Auch 2026 wird das WEF wieder zig Firmen und Organisationen und damit Menschen nach Davos locken.