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Personalmangel in Solarbranche Neuer Beruf: Erste Solarinstallateur-Lernende klettern aufs Dach

Diesen Sommer haben 180 Personen in der Schweiz die neue Berufslehre begonnen. Die Branche sucht nach Fachkräften.

Die Handgriffe sitzen bereits, das neue Solarpanel ist rasch auf dem Dach festgeschraubt. Emilian Männel hat Anfang August die Lehre als Solarinstallateur begonnen. «Photovoltaik kommt mehr und mehr. Gerade auch, weil ein Grossteil der Häuser in der Schweiz mit Solarzellen bedecken werden soll. Ich denke, in den nächsten Jahren habe ich sicher genügend zu tun», sagt Männel.

Mann montiert Solaranlage
Legende: Emilian Männel hat im Sommer die Lehre zum Solarinstallateur angetreten – in seinem Freundeskreis stosse die Ausbildung auf viel Interesse. SRF

Ursprünglich wollte er Forstwart werden. Als ihm aber eine Bekannte von der neuen Berufslehre erzählt hat, habe ihn das überzeugt.

Die neuen Berufslehren

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Seit dem Sommer 2024 können in der Schweiz zwei neue Berufslehren absolviert werden:

  • Solarmonteur bzw. -monteurin EBA (Eidgenössisches Berufsattest)
  • Solarinstallateur bzw. -installateurin EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis)

Die Ausbildung zur Solarmonteurin EBA dauert zwei Jahre und beinhaltet das Montieren von Solaranlagen.

Die Ausbildung zum Solarinstallateur EFZ dauert drei Jahre. Neben der Montage werden auch die Installation und die Reparatur von Anlagen erlernt. Die Lernenden gehen blockweise in die Berufsschule.

Ziel: 300 Lernende pro Jahr

Der neue Beruf soll helfen, die Energiewende in der Schweiz besser zu bewältigen. Diesen Sommer haben 180 Personen in der Schweiz die Ausbildung zur Solarinstallateurin, zum Solarinstallateur begonnen.

Die Ausbildung gibt es in einer zweijährigen und einer dreijährigen Variante. Der Schweizer Fachverband für Sonnenenergie Swissolar hofft, dass künftig jedes Jahr gut 300 Jugendliche die neue Berufslehre antreten.

Dass sich Emilian Männel für die Ausbildung zum Solarinstallateur entschieden hat, freut auch seinen Lehrmeister Patrick Meyer.

Wir brauchen dringend junge Fachkräfte, um all die Solaranlagen bauen zu können.
Autor: Patrick Meyer Berufsbildner Solarinstallationen

Denn sein Dachdeckerbetrieb Emil Landsrath AG komme kaum nach mit dem Installieren von Solaranlagen. «Wir haben viel zu wenig Fachkräfte. Gerade in Basel-Stadt ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen so gross, dass es sicher 300 bis 400 zusätzliche Arbeitskräfte in dieser Branche bräuchte», sagt Meyer und ergänzt: «Wir brauchen dringend junge Fachkräfte, um all die Solaranlagen bauen zu können.»

Solaroffensive kurbelt Nachfrage weiter an

In der ganzen Schweiz und insbesondere in Städten wie etwa Basel ist die Nachfrage nach Solarinstallateuren gross. Denn der Kanton Basel-Stadt plant, eine Solarpflicht einzuführen.

Und das Basler Ziel ist ambitioniert: Bis in 15 Jahren soll auf jedem geeigneten Dach im Stadtkanton eine Photovoltaikanlage installiert sein. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, muss eine Ersatzabgabe bezahlen. Die Nachfrage nach Fachkräften dürfte folglich weiter stark steigen.

Die Basler Solaroffensive

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Mann installiert Solaranlage.
Legende: Bis in 15 Jahren sollen alle geeigneten Basler Dächer mit Solaranlagen bestückt sein. Keystone/Christian Beutler (Symbolbild)

Mit der Solaroffensive will die Basler Regierung die bisherige Pflicht für Photovoltaik bei Neubauten auch auf bestehende Bauten ausweiten.

Sowohl öffentliche als auch private Gebäudeeigentümer und -eigentümerinnen werden damit verpflichtet, geeignete Dach- und Fassadenflächen für die Produktion von Strom mit PV-Technologie zu nutzen.

Förderbeiträge bis 2030 begrenzt

Hierzu gilt eine Übergangsfrist von 15 Jahren. Wird die PV-Installationspflicht nicht erfüllt, so ist für bestehende Bauten eine Ersatzabgabe zu entrichten.

Die Installation von Anlagen unterstützt der Kanton Basel-Stadt mit Fördergeldern. Damit der Ausbau der Photovoltaik möglichst rasch vorangeht, will der Regierungsrat die Förderbeiträge jedoch bis Ende 2030 begrenzen.

Diesen Sommer haben in der ganzen Schweiz 180 Jugendliche die neue Berufslehre zur Solarinstallateurin oder zum Solarinstallateur begonnen. «Für einen neuen Beruf ist das wirklich viel», sagt Rita Hidalgo, Leiterin Bildung beim Branchenverband Swissolar.

Branchenverband: Gut, aber noch nicht genügend

Einerseits müssten die Unternehmen zuerst neue Strukturen aufbauen, anderseits sei die neue Ausbildung vielen Jugendlichen noch gar nicht bekannt. Bei anderen neuen Berufslehren sei die Zahl der Lernenden in den ersten Jahren oft deutlich kleiner, sagt Hidalgo.

Dennoch möchte Swissolar, dass noch mehr Leute den Beruf lernen. Ziel sei es, dass sich künftig jährlich rund 300 Jugendliche für diesen Lehrgang entscheiden.

Interesse von Jugendlichen am Beruf wächst

Folglich müssen Unternehmen die neue Berufslehre auch den Jugendlichen bekannt und schmackhaft machen. Unternehmer Patrick Meyer versucht das zum Beispiel an der Lehrstellenbörse in Basel.

Mann sitzt vor einen Plakat zum Thema Dachbedeckungen.
Legende: An Berufsmessen und Lehrstellenbörsen will Patrick Meyer Jugendliche vom einer Lehre zum Solarinstallateur überzeugen. SRF

«Letztes Jahr hatten wir gar keine Bewerbungen, der Beruf war noch völlig unbekannt. Jetzt wächst das Interesse.» Zwar würden die Jugendlichen noch nicht Schlange stehen, aber sie hätten wahrgenommen, dass es eine Branche mit Zukunftsperspektive ist, sagt Meyer.

Schweiz aktuell, 3.10.2024, 19:00 Uhr ; 

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