Der Solothurner Stadtmist: Die Deponie liegt im Westen der Stadt Solothurn. Zwischen 1925 und 1976 entsorgte Solothurn den Kehricht hier im Landwirtschaftsgebiet. Weil die drei stillgelegten Deponien die Umwelt gefährden, müssen sie ausgehoben und das Material sachgerecht entsorgt werden. 120 Millionen Franken waren zunächst dafür eingeplant. Deponie-Eigentümer sind die Einwohnergemeinde Solothurn und der Kanton Solothurn. Die Sanierungskosten werden zu je 40 Prozent von Bund und Kanton, zu 20 Prozent von der Gemeinde getragen. Seit Sommer 2022 wird die Deponie saniert.
Das Problem mit den Schadstoffen: In der Solothurner Deponie sind im Herbst 2023 schwach radioaktiv strahlende Stoffe sowie polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) entdeckt worden. PFAS gelten als «ewige» Chemikalien, weil sie kaum abbaubar sind und die Böden und Gewässer belasten. Das radioaktive Material stammt aus der Uhrenindustrie. Zifferblätter und Zeiger wurden mit radiumhaltiger Leuchtfarbe bemalt. Beide Schadstoffe sind zwar keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung, aber es war nicht klar, wie die Deponie nun weiter saniert werden soll. Bis im Frühling 2024 lief ein Testbetrieb für 600'000 Franken. Dieser sollte zeigen, wie das Problem mit dem PFAS gelöst werden kann.
Solothurn als «Versuchskaninchen»: In der Schweiz gibt es noch keine fixen Grenzwerte für PFAS. Deshalb legte der Bund für die Sanierung der Solothurner Deponie 2023 Richtwerte fest. Es mussten neue Probebohrungen im Untergrund der Solothurner Deponie gemacht werden, weil der Bund im Nachhinein die «Spielregeln» geändert hatte. Bei allen vorherigen Untersuchungen und in den Sanierungsverfügungen für die drei Stadtmistdeponien waren die PFAS noch kein Thema. Die Zusatzbohrungen konnten PFAS vor allem in den jüngeren Deponiebereichen nachweisen. Aufgrund der neuen Erkenntnisse musste Aufbereitung und Sortierung des Aushubmaterials angepasst werden.
Die neusten Erkenntnisse: Der Kanton Solothurn kommt zum Schluss, dass die Probleme mit den PFAS lösbar sind. Das hat er am Mittwoch bekannt gegeben. Die PFAS könnten im Feinstmaterial «aufkonzentriert» werden. So sollen die verwertbaren Produkte wie Kies oder Sand möglichst weiterverwendet werden. Tests hätten gezeigt, dass das technisch machbar sei, sagt Gabriel Zenklusen, Chef des Amts für Umwelt beim Kanton Solothurn. Am Schluss resultiert ein Sonderabfall, der im Ausland entsorgt werden muss. Schwieriger ist des beim radioaktiven Material. Die radiumhaltigen Anteile, Überreste aus der Uhrenindustrie, müssten chargenweise untersucht werden. Dann werden sie zwischengelagert, behandelt und auf geeigneten Deponien abgelagert. Stark verseuchtes Material muss als radioaktiver Abfall entsorgt werden.
Die Konsequenzen: Das Aufbereiten des mit PFAS belastete Materials und das Aussortieren der radiumhaltigen Teilchen sei aufwendig und reduziere die Kapazität der Aufbereitungsanlage, hält der Kanton Solothurn fest. Weil die PFAS-Grenzwerte schweizweit noch nicht festgelegt sind, nehmen nicht alle Deponiebetreiber das Material an oder nur zu höheren Preisen. Die Sanierung des Solothurner Stadtmist wird also teurer. Der Kanton Solothurn rechnet neu statt mit 120 mit mindestens 148 Millionen Franken. Das Projekt wird also teurer. Trotzdem sei eine Sanierung bis 2028 weiterhin möglich, sagen die Verantwortlichen.