Autofahrer, die den Motor extra laut aufheulen lassen, sind der Stadt Zürich ein Dorn im Auge. Besonders in der Innenstadt drehen sie gerne ihre Runden – vor möglichst grossem Publikum.
Wir machen alles, damit wir den unnötigen Lärm reduzieren können.
Das will die Stadt unterbinden. Stadträtin Karin Rykart spricht von einem grossen Problem und sagt: «Wir machen alles, damit wir den unnötigen Lärm reduzieren können.» Entlang beliebter Strecken testet die Stadtpolizei einen Lärmradar, wie sie am Mittwoch mitgeteilt hat. Von April bis Juni stellt sie das Gerät, das auch Lärmblitzer genannt wird, auf.
Es ist ein Kasten, der einem Temporadar ähnelt. Mit Mikrofonen erfasst er den Lärm vorbeifahrender Fahrzeuge und macht Fotos. Noch ist der Radar nicht montiert, er muss zunächst aus Frankreich angeliefert werden. Michael Bamert, Projektleiter der Stadtpolizei, sagt: «Dort wurde das Gerät auch schon getestet.»
Rechtliche Grundlagen fehlen noch
In der Schweiz ist es noch nicht zugelassen. Noch kann die Stadt auch keine Busse verteilen, wenn eine Autofahrerin oder ein Autofahrer zu viel Lärm macht. Denn in der Schweiz fehlen die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz von Lärmradaren. Diese zu schaffen, sei eine Herausforderung. Insbesondere deshalb, weil sich die gesetzlichen Lärmgrenzwerte je nach Alter und Typ der Fahrzeuge unterscheiden.
Wir wollen bereit sein, wenn die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.
Im vergangenen Herbst hat der Bundesrat beschlossen, die Machbarkeit in einem Bericht zu vertiefen, bevor er einen Auftrag erteilt. Auf Anfrage teilt das Bundesamt für Strassen mit: «Wir gehen davon aus, dass dieser Bericht noch dieses Jahr dem Bundesrat übergeben werden kann.»
Bis die Polizei Bussen verteilen kann, dürfte es also noch dauern. Für Rykart ist das kein Grund, auf den Versuch in Zürich zu verzichten. «Wir wollen bereit sein, wenn die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.» Ausserdem hat das Stadtparlament einen Pilotversuch mit einem Lärmblitzer gefordert.
Zürich will Autoposer sensibilisieren
Zürich ist nicht die erste Stadt, die den Einsatz der Geräte testet. In Baselland startete der Bund im letzten Juli einen Test. Und in Genf ist ein erster Versuch bereits abgeschlossen, gemäss Bund erfolgreich.
Am Mittwoch hat die Stadt eine weitere Massnahme gegen Autoposer vorgestellt. Beim Stadthausquai neben der Limmat zeigt ein Lärmdisplay Fahrerinnen und Fahrern neu an, ob sie die Lärmgrenzwerte einhalten. Ist alles in Ordnung, leuchtet ein lächelnder Smiley auf. Wenn nicht, zeigen die Mundwinkel des Smileys nach unten und der Hinweis «zu laut!» ploppt auf.
Mit dem Display wolle die Stadt Fahrerinnen und Fahrer sensibilisieren, wie Rykart sagt. «Sie sollen sehen, wenn sie zu laut sind.»
Autoposer begrüsst Lärmdisplay
Ein junger Autofahrer, der neben der frisch montierten Anzeige vorbeifährt, hält kurz an. Aus dem Fenster seines BMWs schallt Popmusik. Er finde es gut, wenn die Stadt etwas gegen Autoposer mache. Schliesslich lebten hier viele Menschen.
Laute Autos haben mir immer Spass gemacht und darum höre ich es auch gerne bei meinem Auto.
Trotzdem versteht er den Reiz dröhnender Motoren, wie er sagt. Auf dem Land, «wenn ich niemanden störe», mache auch er gerne Lärm. Als Kind habe er immer Formel 1 geschaut.
«Laute Autos haben mir immer Spass gemacht und darum höre ich es auch gerne bei meinem Auto», erzählt er. Hinter ihm hupen bereits die Autos. Er drückt aufs Gas und braust los.