«Wie geht es der Sauce, Herr Dittli?», wird der Urner FDP-Ständerat gefragt. «Gar nicht gut, sie ist viel zu dünn! Es ist zu viel Bouillon drin.» Genauer gesagt waren anstatt dreiviertel Deziliter Bouillon dreiviertel Liter in der Sauce. Der Küchenchef und Walliser Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy eilt zu Hilfe und gibt einige Löffel Paniermehl dazu, um die Sauce zu binden.
Am Herd neben ihnen steht die Zürcher Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber von den Grünen. Eigentlich kochen sie alle zusammen. Doch bei der Frage, wie die Schweiz zu einer gesünderen Ernährung bewegt werden kann, kochen alle ihr eigenes Süppchen.
Braucht es eine Zuckersteuer oder ein Werbeverbot?
Auch die zu Tisch geladenen Gäste, Infektiologe Huldrych Günthard und Ernährungswissenschaftlerin Sabine Rohrmann, geben ihren Senf dazu. Für Rohrmann ist klar: Es werden zu viele süsse und fetthaltige Speisen konsumiert. Ungesundes Essen kann auch höhere Gesundheitskosten verursachen.
Ich bin gegen jegliche Gesetze, das regelt der Wettbewerb.
Dittli gibt sich unbeirrt: «Ich bin gegen jegliche Gesetze, das regelt der Wettbewerb.» Er ist überzeugt, dass die Unternehmen freiwillig zu neuen Sensibilisierungsinstrumenten wie dem Nutri-Score greifen oder den Zuckergehalt senken werden. Das habe er bei seinem Lieblingsjoghurt erlebt: «Ich hatte am Anfang ein Umstellungsproblem. Ich habe gerne süsses Mokka-Joghurt und habe jeweils noch einen Löffel Zucker dazugetan.» Nach einer Weile liess er es aber bleiben, und seither sei das Joghurt «genial, so wie es ist».
Auch für Günthard vom Universitätsspital Zürich ist grundsätzlich klar: «Der Staat soll einem nicht sagen, was man essen darf und was nicht.» Eine Ausnahme sieht er jedoch bei Süssgetränken. Diese seien sinnlos, vor allem für Kinder und Jugendliche. «Ich könnte mir gut vorstellen, dass man da eine Steuer erheben und so lenkend eingreifen könnte.»
Eine Zuckersteuer bringt nichts.
Das sehen nicht alle so: «Eine Zuckersteuer bringt nichts», sagt Bregy. Für ihn sind Präventionskampagnen das richtige Rezept, und hier sei der passende Absender entscheidend. «Ich sehe das an meinen eigenen Kindern. Man kann ihnen viel vorleben, ohne grossen Eindruck zu hinterlassen», meint Bregy, der resolut die Kalbsplätzli flachklopft. «Mein Sohn war aber kürzlich in einem Fussballcamp von Borussia Dortmund. Da wurde den Kindern gesagt, gesundes Essen sei wichtig, um gute Fussballer zu werden. Was der Papa sagte, war nicht interessant, aber über den Fussballclub hat es funktioniert.»
Die Werbung preist mir an, es sei gesund, und dann muss ich mühsam auf der Verpackung herausfinden, ob das nun stimmt oder nicht.
Katharina Prelicz-Huber (Grüne/ZH), die erfolglos mit dem Mixer hantiert, hält Aufklärung über gesundes Essen für wichtig. Es könne jedoch nicht die ganze Verantwortung auf dem Individuum liegen. «Die Werbung preist mir an, es sei gesund, und dann muss ich mühsam auf der Verpackung herausfinden, ob das nun stimmt oder nicht. Da muss eine Einschränkung vonseiten der Wirtschaft kommen. Und zwar nicht nur freiwillig.»
Ernährungswissenschaftlerin Sabine Rohrmann tendiert auch eher zu mehr Regulierungen, besonders wenn es um Kinder gehe. «Ich kriege Wutanfälle, wenn Werbung ‹Fruchtzwerge› als gesund anpreist», denn es sei ein zuckerhaltiges Lebensmittel. «Wir brauchen es eigentlich nicht, aber es ist so schön aufgemacht. Ich denke gerade bei Kindern, die durch Werbung stark beeinflusst werden, muss etwas passieren.»
Beim Mahl zu Tisch wird noch ausgiebig über das richtige Rezept für eine gesunde Schweiz diskutiert.