Schon lange war klar, dass die Post dringend eine neue Strategie braucht, um wieder wachsen zu können. Jahr für Jahr schrumpften ihre Gewinne. Vor allem, weil immer weniger Briefe verschickt wurden. Nun hat Postchef Roberto Cirillo einen radikalen Weg aufgezeigt.
Das einstige Hauptgeschäft der Post, die Briefpost, soll mit der Paketpost zusammengelegt werden. Ein historischer Schritt, der noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Das einst so wichtige Standbein der Post verliert dadurch nämlich an Bedeutung.
Aus der Krise gelernt
Gerade während der Coronakrise zeigte sich, dass es bei der Paket- und Briefbearbeitung eigentlich viele Synergien gäbe. Doch diese wurden bisher zu wenig genutzt.
So wurden erst während der Krise kleine Pakete in Briefzentren sortiert, um die Paketflut bewältigen zu können. Das wird nun wohl auch künftig vermehrt der Fall sein. Und auch der Pöstler wird in Zukunft öfter nicht nur Briefe, sondern auch Pakete bringen.
Cirillo will Poststellen erhalten
Einen Kurswechsel gibt es auch bei den Poststellen: Der Abbau von Post-Filialen hatte für viel Kritik gesorgt. Nun sollen ab 2021 keine weiteren Filialen abgebaut werden. 800 sollen bleiben.
Statt immer mehr der unrentablen Filialen zu schliessen, will Roberto Cirillo sie künftig auch anderen zur Verfügung stellen – Behörden und Unternehmen. Was genau für Dienstleistungen diese anbieten werden, ist allerdings noch unklar.
Neuer Geschäftsbereich Kommunikations-Services
Die Post geht auch bei den digitalen Angeboten einen neuen Weg. Diese hatten bisher eher eine geringe Bedeutung im ganzen Konzern. Nun zeigt die Post, dass es ihr ernst ist und sie digitale Zukunftsbereiche ausbauen will. Die Post schafft deshalb den neuen Geschäftsbereich Kommunikations-Services.
Damit will die Post am Geschäft mit der Digitalisierung teilhaben können. Zum Geschäftsbereich gehören etwa E-Health-Dienstleistungen – also die sichere Kommunikation im Gesundheitswesen.
Teure Investitionen
Den Umbau der Post gibt es nicht gratis, sie wird in den nächsten vier Jahren insgesamt rund drei Milliarden Franken investieren, rund doppelt so viel, wie sie normalerweise für Investitionen ausgibt. Nötigenfalls will sie dafür auch nicht betriebsnotwendige Immobilien verkaufen oder Kredite aufnehmen.
Insgesamt zeigt die Post mit diesem kostspieligen Umbau, dass es ihr ernst ist mit dem Umbau des traditionellen Postkonzerns. Auch ist es ein klares Zeichen, dass sie gewillt ist, ihre Zukunft selber neu zu gestalten. So, dass sie die Grundversorgung auch künftig ohne Subventionen sicherstellen kann.