Sigi von Koeding hatte in den 1980er-Jahren einen Basler «Unort» über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. Von Koeding war einer der ersten Sprayer, der die sogenannte «Line» – die Bahnhofseinfahrt von Basel – gestaltet hat. Diese Graffitis entlang der Bahnlinie sind unterdessen ein Wahrzeichen der Stadt. Koeding sprayte später an Wände in der ganzen Welt.
Nun ehrt das offizielle Basel den Graffiti-Künstler, der 2010 im Alter von 41 Jahren an den Folgen eines Hirntumors gestorben ist. Nach von Koeding, der sich den Künstlernamen «Dare» gab, wurde ein kleiner Platz im Basler Gundeldinger-Quartier benannt.
Die «Sigi von Koeding-Anlage» befindet sich bei den Geleisen der Bahnhofseinfahrt und damit in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Wirkungsstätte von «Dare». «Es ist ein sehr emotionaler Moment. Mir bedeutet das sehr viel. Die Stadt Basel hat ein Zeichen gesetzt», sagt Koedings Mutter, Yvette Amann.
Die Einweihung der Anlage nahm die Basler Justiz- und Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP) vor. «Wir hatten mehrere Anträge, einen Platz oder eine Strasse nach ihm zu benennen und es gab auch eine Petition», erklärt Eymann, die als Sicherheitsdirektorin über die Namensgebung neuer Plätze in Basel entscheidet.
Kunst wollen wir ehren, aber mutwillige Sachbeschädigungen sicher nicht.
Pikantes Detail: Geehrt wird von Koeding ausgerechnet von dieser Behörde, die illegale Sprayer immer wieder verfolgt hatte und dies auch heute noch tut. «Dies ist kein Widerspruch», sagt Eymann.
Man müsse jedoch immer noch klar unterscheiden zwischen Graffiti-Kunstwerken und Schmierereien an Wänden und sogenannten «Tags». «Kunst wollen wir ehren, aber mutwillige Sachbeschädigungen sicher nicht.» Sie setze sich für mehr Wände in der Öffentlichkeit ein, die legal besprayt werden können.
Der gelernte Schriftenmaler Sigi von Koeding gilt in der Szene noch heute als eines der grossen Vorbilder. Doch dass er auch regelmässig legale Auftragsarbeiten ausführte und damit Geld verdiente, kam nicht überall gut an. So gestaltete «Dare» als Auftrag ein Wandbild des Fotografen Gunter Sachs in dessen Schloss am Wörthersee und konnte als einer der ersten Sprayer von Auftragsarbeiten leben.
Solche Aufträge wurde von gewissen Sprayern als Verrat an der subkulturellen Szene angesehen. «Ich erhielt viele Reaktionen von Leuten, die sagten, das gehe gar nicht. Aber ich denke, da spielte auch viel Neid mit», sagte Koeding in einer Sendung von Kurt Aeschbacher im Jahr 2009. Später seien solche Auftragsarbeiten normal geworden.
Dass in Basel jetzt sogar ein kleiner Platz nach dem Graffiti-Künstler benannt wird, zeigt: Graffitis haben ihr schlechtes Image längst abgelegt und sind von der Gesellschaft breit akzeptiert. Sogar die oberste Basler Polizeichefin sagt heute: «Graffiti ist Kunst.»