Street-Art-Künstlerinnen und -Künstler wollen zum Denken anregen. Ihre Bilder sind dafür gemacht, von vielen Leuten gesehen zu werden.
In Chur bleiben die Menschen stehen und schauen an den Wänden hoch. Viele zücken das Smartphone und fotografieren. 14 sogenannte «Murals» sind in den letzten Tagen entstanden – oder sind noch am Entstehen. «Murals» sind grossflächige Bilder an Hauswänden. Sie werden mit verschiedenen Techniken aufgetragen.
56 Künstlerinnen und Künstler hat das Street-Art-Festival eingeladen. Die meisten kommen aus der Schweiz, andere aus Italien, China, den Niederlanden oder Korea.
Die Wände wurden von den Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern zur Verfügung gestellt. Zwar bilden illegale Aktionen die Anfänge der Street-Art, heute sind die Bilder aber in vielen Städten beliebt. «Man kann die Stadt durch Kunst aufwerten, entwickeln und lebendiger machen», sagt Kuratorin und Kunsthistorikerin Tania Di Brita, die sich intensiv mit Street-Art beschäftigt hat.
Welche Wand bemalt wird, kann auch einen Einfluss auf das Bild haben. Von den Dimensionen her, aber auch vom Inhalt. Tania Di Brita zeigt auf das Bild eines jungen Mädchens mit vielen Paketen um sie herum. Es schmückt das Haus gegenüber der Post. «Das könnte ein Hinweis sein.»
Was der Street-Art-Expertin sonst noch ins Auge sticht: Die leuchtenden Farben. Und beim Sujet die Pakete, die goldene Haarschleife der jungen Frau und die zwei Hüte und den Sneaker auf dem Kopf des jungen Mannes. «Mich erinnert es an Konsum», sagt sie.
Oft ist es nicht eindeutig, was die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Bildern aussagen möchten. Aber das gehört dazu. Tania Di Brita sagt: «Die Künstler möchten zum Denken anregen.» Und wenn man die Arbeiten eines bestimmten Künstlers länger verfolge, kenne man mit der Zeit auch etwas seine Absichten.