Bis vor Kurzem stand bei linken Initiativen, die den Sozialstaat ausbauen wollen, vor allem eine Frage im Vordergrund: Wie klar wird das Nein sein? Jetzt aber hat das Volk mit der Initiative für eine 13. AHV-Rente erstmals Ja gesagt zu einer solchen Initiative.
Und nur drei Monate nach dem historischen Coup der Linken kommt gleich die nächste Initiative vors Volk, die den Ausbau des Sozialstaats zum Ziel hat. Umso grösser ist die Spannung in allen politischen Lagern, ob sich das Ja zur 13. AHV-Rente als Einzelfall oder als Dammbruch herausstellen wird.
Wer profitiert?
Initiative für eine 13. AHV-Rente: Früher oder später erhalten alle eine 13. AHV-Altersrente.
Prämien-Entlastungs-Initiative: Der Kreis der Profiteure ist kleiner. Der Bundesrat schreibt in seiner Botschaft zur Initiative, diese würde vor allem «eine Entlastung für den Mittelstand» bringen. Allerdings schreibt er auch, «längerfristig» sei davon auszugehen, dass «die mit der Initiative verankerte maximale Prämienbelastung von 10 Prozent bei fast allen Versicherten» überschritten werde.
Was kostet es?
Initiative für eine 13. AHV-Rente: Bei ihrer Einführung 2026 kostet die Initiative 4.1 Milliarden Franken. Fünf Jahre später steigen die Kosten gemäss Berechnungen des Bundes auf 5 Milliarden Franken. Der Initiativtext lässt die Art der Finanzierung offen.
Prämien-Entlastungs-Initiative: Die Initiative ist teurer als die 13. AHV-Rente. Allerdings lassen sich die Kosten auch viel weniger präzise voraussagen, da diverse Parameter der Initiative noch nicht klar sind. In der politischen Debatte werden darum ganz unterschiedliche Zahlen genannt. Das BAG rechnet in einem mittleren Szenario, dass die Initiative, bezogen auf das Jahr 2024, für Bund und Kantone insgesamt Mehrkosten von rund 5.8 Milliarden Franken zur Folge hätte (4.7 Mrd. für den Bund, 1.1 Mrd. für die Kantone). Für 2030 rechnet das BAG in einem mittleren Szenario mit Kosten von rund 8.2 Milliarden Franken. Allerdings reicht die Bandbreite von 7 (tiefes Szenario) bis 11.7 Milliarden (hohes Szenario). Wie die Initiative zu finanzieren wäre, lässt der Initiativtext auch hier offen.
Der Gegenvorschlag
Initiative für eine 13. AHV-Rente: Das Parlament verzichtete auf einen Gegenvorschlag in der irrigen Annahme, die Initiative habe keine Chance.
Prämien-Entlastungs-Initiative: Das Parlament beschloss einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative, der bei einer Ablehnung der Initiative in Kraft tritt. Der Gegenvorschlag würde die Kantone verpflichten, mindestens 3.5 bis 7.5 Prozent der obligatorischen Krankenkassenkosten für Prämienverbilligungen einzusetzen. Für den Bund entstünden keine Mehrkosten, für die Kantone – bezogen auf das Jahr 2024 – 470 Millionen Franken.
Der Leidensdruck
Initiative für eine 13. AHV-Rente: Im Sorgenbarometer 2023 von GFS Bern haben 32 Prozent der befragten Stimmberechtigten die Altersvorsorge/AHV als ihre wichtigste Sorge bezeichnet – das ist Platz 3.
Prämien-Entlastungs-Initiative: Noch mehr Sorgen bereiten der Schweizer Bevölkerung gemäss GFS-Umfrage die Krankenkassenprämien. 40 Prozent der Befragten bereiten diese am meisten Kopfzerbrechen – das ist Platz 1.