- Die Kantone sollen künftig mehr Geld für die Verbilligung von Krankenkassenprämien ausgeben.
- Das Parlament hat einem indirekten Gegenvorschlag zur Prämien-Entlastungs-Initiative der SP zugestimmt.
- Die Vorlage ist nun bereit für die Schlussabstimmungen.
Der Nationalrat ist beim Ausbau der Prämienverbilligungen auf die Linie des Ständerats eingeschwenkt. Mit 104 zu 86 Stimmen bei zwei Enthaltungen stimmte die grosse Kammer für den Antrag ihrer vorberatenden Kommission.
Die bürgerliche Mehrheit bezeichnete den Vorschlag als «grossen Schritt». Die Ratslinke sprach zusammen mit der GLP von einer «ungenügenden Lösung». Der nun gefundene Kompromiss bedeutet für die Kantone Mehrkosten von etwa 356 Millionen Franken. Ursprünglich hatte der Nationalrat über zwei Milliarden Franken für zusätzliche Prämienverbilligungen verlangt – davon zusätzliche 800 Millionen Franken zulasten der Kantone.
Enttäuschte Ratslinke
Die Ratslinke versuchte zusammen mit der GLP vergeblich, mehr Gelder für die Prämienverbilligungen herauszuholen. Manche Kantone nutzten ihren Spielraum seit Jahren zu wenig, um den Prämienschock für ihre Bevölkerung abzufedern, argumentierten sie. Eine vierköpfige Familie zahle im kommenden Jahr voraussichtlich über 1000 Franken mehr für die Krankenkassenprämien, rechnete Mattea Meyer (SP/ZH) vor. «Das ist ein schlechter Witz.»
Es sei nicht hinnehmbar, noch einmal einen Kompromiss zulasten der tieferen Einkommen zu machen, so Manuela Weichelt (Grüne/ZG). Laut Melanie Mettler (GLP/BE) ist der Vorschlag des Ständerats «kein Anpacken des Problems, sondern nur ein freundliches Zuwinken». Auch Christian Lohr (Mitte/TG) bezeichnete es als «irritierend», dass einige Kantone ihre Beiträge für die Prämienverbilligungen reduziert hätten.
Lösung des Ständerats dank Mitte-Partei
Thomas de Courten (SVP/BL) zufolge werde das Problem trotz der Prämienverbilligungen nicht gelöst. «Mir wäre es lieber, wir würden das Grundproblem, die steigenden Gesundheitskosten, anpacken.»
Weil die Mitte-Partei dieses Mal nicht mehr mit der Ratslinken, sondern zusammen mit der SVP- und der FDP-Fraktion stimmte, setzte sich schliesslich die Lösung des Ständerats durch. Demnach sollen die Kantone neu abhängig von der Prämienlast zwischen 3.5 und 7.5 Prozent der kantonalen Bruttokosten der obligatorischen Krankenversicherung für die Prämienverbilligung aufwenden.
Das Konzept sieht weiter vor, dass weiterhin die Kantone die Kompetenz für die Berechnung des genauen Prämienverbilligungsbetrags haben werden. Die Mehrheit der Nationalratskommission sah diese Kompetenz beim Bundesrat, damit die Sozialziele zwischen den Kantonen verglichen werden könnten. Auch in diesem Punkt setzte sich schliesslich aber die bürgerliche Mehrheit aus SVP, FDP und Mitte-Partei durch. Die Vorlage ist nun bereit für die Schlussabstimmungen.
Der Ständerat entscheidet morgen Mittwoch noch über die Abstimmungsempfehlung zur Volksinitiative. Der Nationalrat empfiehlt die Initiative zur Ablehnung, auch im Ständerat ist von einem Nein auszugehen. Dass das Volksbegehren zur Abstimmung kommen wird, ist angesichts der Enttäuschung der Initianten über die im Parlament gefundene Lösung so gut wie sicher.