Es ist aus Schweizer Sicht eine spezielle EM und die Freude nach dem 2:0-Sieg gegen Italien am Samstag war besonders gross. Autokorsos – Umzüge per Auto – und Hupkonzerte durch die Strassen brachten die Freude an vielen Orten zum Ausdruck.
Nur: In den Kantonen Aargau und Solothurn waren einige grosse Strassen, die sich für solche Korsos eignen, präventiv gesperrt. Das sorgt bei den Fans für Ärger. In ihren Augen unterdrückt die Polizei die Fussballparty auf der Strasse, ausgerechnet jetzt, wo die Schweizer Nati erfolgreich unterwegs ist.
Die Hochbrücke in Baden, eine breite Hauptstrasse, war am Samstag nach dem EM-Sieg der Schweiz für Autokorsos präventiv gesperrt. Ebenso die lange und breite Landstrasse in Wettingen oder auch die Bahnhofstrasse in der Kantonshauptstadt Aarau.
«Die Stadtpolizei hat die Hochbrücke für Fahrzeuge gesperrt, von 20:05 bis 21:20 Uhr. Damit konnten wir Korsos durch die Innenstadt verhindern», sagt Martin Brönnimann, Kommandant der Stadtpolizei Baden, auf Anfrage von SRF.
Das Regime in Baden habe man in den vergangenen Jahren schon praktiziert. Das Ziel sei es, Autos von der Innenstadt fernzuhalten. «Es geht um die Verkehrssicherheit.» Autokorso und Fans gemeinsam in der Altstadt, das sei zu gefährlich.
Am Samstag hätten Fans zu Fuss dem Autokorso folgen wollen, das habe die Polizei aus Sicherheitsgründen unterbunden. Am kommenden Samstag plane man ähnliche Massnahmen.
Auch an der Landstrasse Wettingen waren viele Fans zu Fuss unterwegs und haben den Schweizer Sieg gefeiert. Die Strasse wurde präventiv gesperrt. In Aarau wurde die Bahnhofstrasse kurzfristig für 45 Minuten gesperrt, sagt die Stadtpolizei Aarau auf Anfrage.
Das Ausmass der Autokorsos hat zugenommen.
In Olten wurde – nach vielen Reklamationen – die Innenstadt am Samstag weiträumig für Autokorsos gesperrt. «Bei Autokorsos gehen wir Verkehrs-polizeilich mit Augenmass vor. Solche werden je nach Situation und unmittelbar nach Spielende toleriert, sofern keine Personen direkt behindert oder gefährdet werden» sagt Andreas Mock von der Solothurner Kantonspolizei gegenüber SRF.
«Insgesamt stellen wir fest, dass das Ausmass der Autokorsos zugenommen hat, sowohl in der Art (Autoposer, Fahnen und Pyros aus dem Auto heraus) als auch in der Dauer.»
Partykiller oder Sicherheitsbedenken?
Gesperrte Strassen seien unfair – finden Fans und verschaffen sich in sozialen Medien Luft. «Partykiller Stadt Olten», «Muss man Freude unterbinden?» oder «Anstatt in der Innenstadt zu feiern, fahren sie jetzt halt durchs Quartier», schreiben Userinnen und User in einer Oltner Facebookgruppe. «Darf man nicht mehr feiern oder was? Bünzli» oder «Die Schweiz gewinnt, und ganz Wettingen ist gesperrt», schreiben Fans aus Wettingen auf der Plattform.
Die Schweiz gewinnt, und ganz Wettingen ist gesperrt.
Andere Kantone scheinen toleranter. In Zürich werden zum Beispiel Autokorsos toleriert. «Wir wollen keine Spielverderber sein», sagte Judith Hödel, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, Mitte Juni gegenüber SRF. Wenn es gefährlich würde, greife die Polizei aber ein.
Auch in Basel oder Luzern sind präventive Strassensperrungen offenbar kein Thema. In Luzern aber musste die Seebrücke und der Schweizerhofquai an prominenter Lage wegen der spontanen Feierlichkeiten nach dem Schweizer Sieg nachträglich gesperrt werden. Je nach Feierlaune werden also auch am kommenden Samstag Hauptachsen für Autos in gewissen Städten vorübergehend gesperrt.