Wer in Zug und Umgebung eine Wohnung sucht, hat es schwer. Die Leerwohnungsziffer im Kanton Zug liegt momentan bei 0.39 Prozent. Laut den aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Statistik ist das der tiefste Wert im ganzen Land. Nirgends sonst stehen so wenige Wohnungen im Vergleich zum Gesamtwohnungsbestand leer.
Die hohe Nachfrage führt auch zu hohen Mieten. Das macht es auch dem Mittelstand schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Nun will die Zuger Stadtregierung Gegensteuer geben.
Da haben wir wirklich einen grossen Nagel eingeschlagen.
Für 65 Millionen Franken will sie ein Grundstück in der Nähe des Bahnhofs kaufen. Auf der Parzelle soll ein 60-Meter-Hochhaus entstehen mit 19 Stockwerken: Vier davon sollen dem Gewerbe zur Verfügung stehen, in den übrigen sind Wohnungen geplant.
Stadtpräsident André Wicki war sichtlich stolz, als er Ende September das Projekt vorstellte: «Da haben wir wirklich einen grossen Nagel eingeschlagen.» Für die Stadt Zug sei dieses Projekt «sensationell».
Doch wie gross dieser Nagel effektiv ist und ob er tatsächlich hält, ist umstritten. Skepsis gibt es sogar bei der SP der Stadt Zug, die im vergangenen Jahr mit einer Volksinitiative für mehr bezahlbaren Wohnraum einen Abstimmungserfolg feiern konnte. Ihre Kritik: Es ist noch offen, wie viel Platz für preisgünstige Wohnungen tatsächlich im Hochhaus reserviert sein wird.
Die Stadt Zug spricht von mindestens drei Stockwerken, die an Wohnbaugenossenschaften abgegeben werden sollen. «Das ist viel zu wenig», sagt SP-Parteipräsident Rupan Sivaganesan. Aus seiner Sicht müssten es mindestens zehn Stockwerke sein. Nur so könne die Wohnungsknappheit als Kehrseite des offensiven Zuger Steuermodells etwas abgefedert werden.
Es ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Das sieht auch Donato Scognamiglio so. Er ist Immobilienexperte und Professor an der Universität Bern. Scognamiglio erachtet das Hochhausprojekt zwar als sinnvoll, sieht aber auch Grenzen: «Es ist sicher besser als nichts, aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein.»
Da spiele es auch keine Rolle, ob es nun in drei oder in zehn Stockwerken preisgünstige Wohnungen gebe. Die Grundprobleme blieben bestehen: erstens die starke Sogwirkung, die Zug auf Wohlhabende ausübe und zweitens, dass das Angebot an neuen Wohnungen damit nicht Schritt halte.
Am Ende entscheidet die Stimmbevölkerung
Ein Lösungsansatz wäre laut Scognamiglio: höher, dichter und schneller bauen - zum Beispiel dank einfacherer Verfahren. Allerdings fehle dafür oft der politische Wille. «Solange wir bei der aktuellen Raumplanungsstrategie bleiben und bei der Zuwanderung - also bei der Nachfrage - nichts ändern können oder wollen, werden die Preise weiter steigen.»
Die Meinungen zur Wirksamkeit des Landkaufs und des 60-Meter-Hochhauses in der Stadt Zug gehen also auseinander. Die Debatte ist lanciert. Im Herbst wird sich das Stadtparlament zum Vorhaben äussern, später dann die Stimmbevölkerung der Stadt Zug.