Was in einigen asiatischen Ländern längst gang und gäbe ist, hat in der Schweiz nun Premiere: Die Stadt Freiburg wird ihren Angestellten Menstruationsurlaub anbieten. Das Stadtparlament hat einem Vorstoss zugestimmt, Frauen, die unter Menstruationsbeschwerden leiden, drei Tage pro Monat freizustellen.
Eine, die sich darüber freut, ist Flore Ngono. Die leidenschaftliche Basketballspielerin konsumiert den Sport manchmal nur als Zuschauerin vor dem Fernseher. Schuld daran sind Endometriose und Gebärmuttermyome, die ihr während ihrer Menstruation starke Schmerzen bereiten. «Ich habe Bauchkrämpfe und bei den Beinen oft so starke Schmerzen, dass ich nicht mehr laufen kann», sagt Ngono. Wegen der starken Blutung sei sie oft sehr müde.
Schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der Frauen leiden an Endometriose. Diese werden oft nicht ernst genommen, weil ihre Symptome als «typische Frauenleiden» abgetan werden. Mit dem Entscheid des Freiburger Stadtparlaments soll es ihnen nun leichter fallen, sich krankzumelden. Bei weniger als drei Tagen Abwesenheit müssen die 308 Frauen, die bei der Stadt angestellt sind, kein ärztliches Attest vorlegen.
Der Vorschlag wurde von Politikerinnen der SP, Grünen und Grünliberalen eingereicht. Mit diesem wollen die Initiantinnen das Thema Menstruation enttabuisieren. «Wenn ich Menstruationsschmerzen hatte, ging ich trotzdem arbeiten und versuchte die Schmerzen zu verbergen», sagt Margot Chauderna, Generalrätin Grüne Freiburg. Mit dieser Lösung würden sie die Menstruation zu einem legitimen Grund machen, der Arbeit fernzubleiben und danach in besserer Form zurückzukommen.
Gynäkologin: Urlaub nicht die richtige Lösung
Eine der wenigen Parlamentarierinnen, die sich gegen den Urlaub ausgesprochen hat, ist Océane Gex, Generalrätin der FDP Freiburg. Für sie ist der Vorschlag eine schlechte Lösung für ein echtes Problem: «Das ist eine zusätzliche emotionale Belastung für diejenigen Frauen, denen es sowieso schon nicht gut geht», sagt Gex und ergänzt: «Dann müsste es auch einen Urlaub geben für ein Burnout und andere Krankheiten, die eigentlich durch die Krankenkassen geregelt sind.»
Gynäkologin Dorothea Wunder findet es wichtig, dass über diese Fragen gesprochen wird. Aber auch sie bezweifelt, dass der Urlaub die richtige Lösung ist. Die Gynäkologin befürchtet, dass durch den Menstruationsurlaub die betroffene Frauen zu spät zum Arzt gehen würden. «Das Ziel muss es sein, dass die Schmerzen verschwinden und die Frauen nicht jeden Monat leiden müssen. Es geht vor allem darum, die richtige Therapie für die Patientinnen zu finden», so Wunder.
Nur in wenigen Schweizer Städten wird der Menstruationsurlaub thematisiert. Neben einem Pilotprojekt der Stadt Zürich ist in Lausanne ein Postulat mit dem gleichen Vorschlag wie in Freiburg hängig.