Sie hätten den Auftakt der Skisaison markieren sollen: die ersten Frauen- und Männerabfahrten überhaupt auf der «Gran Becca» in Zermatt und Cervinia. Doch das Wetter machte den Organisatoren immer einen Strich durch die Rechnung: Die Speedrennen fanden nie statt.
Seit Sonntag ist nun klar: Auch für die kommende Saison sind die Rennen am Fusse des Matterhorns aus dem Kalender gestrichen worden, wie der internationale Ski- und Snowboardverband FIS zusammen mit den Verbänden in der Schweiz und Italien entschieden hat. Der Entscheid war mit den Athletinnen und Athleten sowie den Organisatoren abgesprochen. Der FIS-Rat, die oberste Behörde der FIS, muss der Streichung aus dem Rennkalender 2024/2025 noch zustimmen.
Damit nimmt das Prestigeprojekt am Matterhorn mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien vorerst ein bitteres Ende. OK-Präsident Franz Julen findet es «sehr schade», wie er gegenüber dem SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis sagt. Weiterlaufende Sponsoring-Verträge, Fernsehverträge, Ausfallversicherung, die Behörden im Rücken, ausgeglichenes Budget: Man sei bereit gewesen.
Rennen macht man für die Athleten. Wenn sie sie nicht wollen, muss man das respektieren.
Überrascht ist der OK-Präsident aber nicht. Vor einem Monat habe sich an einer Sitzung mit allen Athleten ein Grossteil gegen die Rennen ausgesprochen. Die Schweizer seien neutral gewesen, hätten sich aber auch nicht stark gemacht. «Rennen macht man für die Athleten. Wenn sie die Rennen nicht wollen, dann muss man das respektieren und akzeptieren.»
Die Rennen in Zermatt standen von Anfang an unter einem schlechten Stern. Der Zeitpunkt Ende Oktober, das Wetter, die Nachhaltigkeit und die hohe Lage sorgten für Kritik. Laut Marc Berthod, SRF-Experte Ski Alpin hatten insbesondere ausländische Athletinnen und Athleten das Gefühl, ihnen werde mit diesen Rennen die Vorbereitungsphase genommen. Ein sonst üblicher Vorbereitungsblock wäre wegen Zermatt weggefallen. «Man hätte die ganze Planung anders angehen müssen.» Auch werde es zunehmend schwieriger, im Sommer auf Schweizer oder österreichischen Gletschern zu trainieren, so Berthod. Und: «Was später hinzukam, war das Wetter: Es ist zu unbeständig und unsicher.» Dennoch hätten sich die Athletinnen und Athleten auf die Rennen eingestellt, wenn sie stattgefunden hätten.
Wie kommt der Entscheid bei der Zermatter Bevölkerung an? SRF-Wallis-Korrespondent Roger Brunner hat mit mehreren Einheimischen in Zermatt gesprochen. Viele bedauerten es, dass diese Abfahrten nächste Saison nicht stattfinden werden.
Es gebe aber laut dem Korrespondenten auch viele kritische Stimmen, die sagen, es gebe in Zermatt bereits genügend Touristen. Und es gab Stimmen, für die es von Anfang an klar gewesen sei, dass man im November auf über 3000 Meter über Meer nie ein Rennen werde durchführen können.
Ob es jemals zu Skirennen am Matterhorn kommen wird, bleibt offen. Laut OK-Präsident Julen ist man mit der FIS und den nationalen Verbänden so verblieben, dass man die Zeit nutzt, um über die Bücher zu gehen.
Der Vorschlag, der bereits auf dem Tisch liegt, nämlich Rennen Ende März, kommt für Julen nicht infrage. «Ende März oder Anfang April sind beide Stationen, Zermatt und Cervinia, ausgebucht. Die Finanzierung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Das Interesse am Skisport ist dann viel zu tief. Aber wir sind konstruktiv und hören uns mal an, mit was für Vorschlägen man auf uns zukommt.»
Co-Geschäftsführer von Swiss-Ski, Diego Züger, ist zuversichtlich, dass für die Rennen in Zermatt eine Lösung gefunden wird. «Langfristig bin ich überzeugt, dass ein Ort wie Zermatt, mit dieser Infrastruktur, mit der Höhenlage, mit der Schneesicherheit und auch dem Renommee, dem Skisport extrem guttun würde.»