Man habe überhaupt keine Angst vor Ausschreitungen gehabt, versichert ein Sprecher der jungen Arbeiterpartei, die diese Demonstration organisiert hat. «Die Besetzung Palästinas muss enden», stand auf dem Aufruf. Gefolgt sind diesem Ruf viele Muslime aus der Region. «Wir sind Muslime, und für uns sind alle Muslime Brüder», erklärt ein junger Mann auf der Place de la Riponne.
Aber an der Demonstration in Lausanne stehen nicht nur bärtige Männer und Frauen mit Kopftuch. Ganze Familien sind gekommen. Junge Frauengruppen mit Palästina-Flaggen um die Schultern. «Ich bin hier, um das palästinensische Volk zu verteidigen, um für Menschenrechte einzustehen», sagt eine junge Frau. Sie sei gekommen, um für die Freiheit der Palästinenser einzustehen und um die internationale Gemeinschaft zu kritisieren.
Auf Nachfrage, ob sie die Terrorangriffe der Hamas denn verurteile, weicht sie aus: «Ich bin nicht hier, um über die Hamas zu reden, sondern um die Zivilbevölkerung zu verteidigen. Die Unschuldigen.»
Israelfeindliche Parolen und Befreiungsrufe
An der Demonstration in Lausanne finden sich aber auch solche, die den Terrorangriff der Hamas freiheraus rechtfertigen. Für viele ist im Grundsatz klar, wer in diesem Konflikt Aggressor und wer Opfer ist. Argumentativ wird nicht auf die Terroranschläge von vorletztem Wochenende Bezug genommen, sondern auf 1948, auf das Gründungsjahr Israels.
Israelfeindliche Parolen wechseln sich auf der Place de la Riponne mit Free-Palestine-Rufen ab: Ein Mann fragt, ob er etwas ins Mikrofon sagen dürfe. Er sei hier, um die Palästinenser zu unterstützen, ein Volk, das sehr leide, und er wünsche sich Frieden. Frieden zwischen den beiden Völkern. Dass der jüngste Terrorangriff der Hamas verantwortlich dafür ist, dass dieser Frieden weiter weg denn je scheint, blenden die meisten hier aus.