Etwas mehr als 100 Einwohnerinnen und Einwohner zählt das Dorf Monte, das an einem Hang des Muggiotals im Mendriosiotto klebt. Seit 2004 ist Monte ein Ortsteil der Gemeinde Castel San Pietro.
Auslöser für die architektonische Aufwertung des Dorfes war eine kantonale Studie über die Lebensqualität der älteren Menschen in den Bergdörfern, wie Gemeindepräsidentin Alessia Ponti erklärt. Diese ergab, dass viele alte Menschen aus Angst vor Stürzen ihre Häuser nicht mehr verlassen – und gar nicht mehr wissen, was sie draussen tun sollen.
Das könne nicht sein, fand die Gemeinde Monte. Sie hat darum eine halbe Million Franken gesprochen und die Architektin Rina Rolli und ihren Geschäftspartner beauftragt, das kleine Dorf für ältere Menschen architektonisch aufzuwerten.
Handlauf und Spielobjekt
«Wir wollten keinen klassischen Handlauf machen. Man kann am Anfang eine Murmel reinwerfen und am Ende kommt sie raus. Damit kreieren wir einen diffusen Spielplatz im ganzen Dorf», erklären die Verantwortlichen .
Denn auch Kinder sollen an der architektonischen Aufwertung ihre Freude haben. Das Zusammenkommen und ein Platz dafür seien das Wichtigste für die älteren Menschen, betont Architektin Rolli. Im Dorfladen wurde zugleich eine Caféecke eingerichtet, die Toilette einfacher begehbar gemacht.
Das Zusammenkommen und ein Platz dafür sind das Wichtigste für die älteren Menschen.
Zwischen Lebensmittelregalen am Tischchen sitzt Rita von Aarburg und freut sich. «Ich trinke hier morgens immer meinen Kaffee. Ich wohne allein. Hier treffe ich andere Menschen.» Durch die architektonischen Veränderungen bieten sich Alt und Jung Möglichkeiten, sich zu treffen. Alle sollen sich in Monte wohlfühlen, denn die heutigen Jungen sind die Alten von morgen.
Der Handlauf an der Aussenwand der Bodega führt hinunter zum Kirchplatz. Architektin Rolli dreht an einem schmucken Brunnenkopf: «Der Kirchplatz ist ein wunderschöner Ort, hatte aber keine Sitzmöglichkeiten.» Nun gibt es eine Sitzbank die gleichzeitig ein Brunnen ist. Das Wasser führt unten durch und führt über eine Rinne zur Kanalisation.
Mehr Dialog – mehr Lebensqualität
Die Idee dahinter war, Möglichkeiten für Begegnungen zu schaffen und die Lebensqualität der älteren Bewohnerinnen und Bewohner zu steigern. Sie sollen weniger früh ins Altersheim, sich länger im Dorf wohlfühlen oder auch ins Dorf zurückkommen.
So wie dieser Tage Renzo Bedraglio, der sich mit bald 80 Jahren entschieden hat, in sein Geburtshaus nach Monte zurückzukehren: «Ich kehre dahin zurück, wo schon meine Grossmutter geboren wurde. Ich freue mich sehr über dieses Projekt, das versucht, die Lebensqualität zu erhöhen. Es ist schön, wenn es in einem Dorf Menschen aller Altersgruppen gibt.»
Begleitprojekt bindet Jüngere ein
Damit das architektonische Projekt aber auch wirklich funktioniert, wurde ein Begleitprojekt aufgestellt. Dabei verpflichten sich jüngere Freiwillige, Zeit mit den älteren Dorfbewohnern- und -bewohnerinnen zu verbringen. Sie zeigen ihnen beispielsweise Kniffe im Internet.
Ich freue mich sehr über dieses Projekt, das versucht, die Lebensqualität zu erhöhen.
Das Projekt will nachhaltig sein. Aus Sicht des Bundesamtes für Raumentwicklung hat es Modellcharakter. Monte könnte damit auch zum Vorbild für andere Schweizer Bergdörfer werden.