Die öffentliche Segung am Montag in Zürich ist eine Protestaktion. Der Auslöser ist ein umstrittenes Verbot aus dem Vatikan. Homosexuelle Paare dürfen weiterhin nicht gesegnet werden, hiess es diesen Frühling in einem Schreiben. Dieses Verbot sorgt bis heute weltweit für Empörung bei Gläubigen verschiedenster Konfessionen.
In Folge finden am Montag nun im ganzen deutschsprachigen Raum Segnungsaktionen von queeren Paaren statt. In der Schweiz wird der Seelsorger Meinrad Furrer auf dem Zürcher Platzspitz beispielsweise homosexuelle oder bisexuelle Paare segnen. Es ist schweizweit der erste solche Aufruf seitens der römisch-katholischen Kirche. Bisher fanden solche Segnungen im Verborgenen statt.
Mit dieser Aktion heissen wir die Vielfalt von Lebens- und Liebesformen gut.
Furrer will mit seinem Engagement ein Statement setzen. Menschen, die anders lieben, hätten jahrhundertelang und bis heute grosse Ablehnung und Gewalt erlebt. «Sie sollen ein öffentliches Zeichen erhalten, dass ihre Liebe gut ist und eine Segnung verdient», sagt der Zürcher Seelsorger.
Meinrad Furrer bewegt insbesondere eine Äusserung des römisch-katholischen Schreibens, das der Vatikan verfasst hat: Die Segnung Homosexueller würde eine Lebenspraxis fördern, die nicht Gottes Plan entspreche. Gott könne die Sünde nicht segnen. Auch Papst Franziskus hat diese Worte mitunterzeichnet.
«Diese Liebe als Sünde zu bezeichnen, ist ganz schlimm», kontert Meinrad Furrer und hält mit Kritik nicht zurück: «Ich würde sogar die Kirche als sündig bezeichnen», sagt der Seelsorger, «weil sie Menschen verurteilt, die anders lieben als es ihrer Norm entspricht». Mit der Aktion möchte Meinrad Furrer auch ein Zeichen gegen Homophobie setzen.
Bischof distanziert sich von der Aktion
Die römisch-katholische Kirche reagiert unterschiedlich auf die angekündigten Segnungen. Der Bischof des Bistums Chur, welches auch Zürich umfasst, gibt sich zurückhaltend: «Grundsätzlich freue ich mich über jeden Menschen, der um den Segen Gottes bittet», antwortet Joseph Maria Bonnemain auf Anfrage von SRF schriftlich. Alle hätten den göttlichen Segen immer wieder nötig.
Ich werde für die Menschen, die sich allenfalls segnen lassen und für den Segnenden beten.
Doch Bischof Bonnemain distanziert sich klar von der Aktion auf dem Platzspitz. Ihn stört, dass queere Paare unangemeldet eine Segnung erhalten. Seelsorger müssten solche seriös prüfen können, schreibt der Bischof sinngemäss. «Ich bezweifle, ob im Rahmen von spontanen Segensfeiern auf dem Platzspitz solch eine sorgfältige und verantwortliche Abwägung stattfinden kann.» Aus diesen Gründen könne er die Initiative nicht gutheissen, so der Bischof.
Während das Bistum Chur an der Aktion also Kritik übt, freut sich die höchste Zürcher Katholikin über die Segnungen. Franziska Driessen-Reding ist die Präsidentin der römisch-katholischen Kantonalkirche und spricht von einem «unumgänglichen Schritt». Die Kirche habe jetzt die Chance, Farbe zu bekennen.
Endlich getraut sich ein Seelsorger, solche Segnungen öffentlich zu machen.
Driessen-Reding nimmt auch Bezug auf das Vatikan-Papier: Für sie sei es unverständlich, weshalb eine solche Diskriminierung heute noch unterstützt werde. «Man kann alles mögliche wie Motorräder, Paläste oder Kanonen segnen», sagt sie. «Nur die Segnung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen ist bis heute vom Vatikan aus nicht möglich.» Deshalb will sich die höchste Zürcher Katholikin am Montag bei der Protestaktion für solche Segnungen einsetzen, wie sie beispielsweise die christ-katholische Kirche seit Jahren durchführt.