- Mehrere hundert Menschen haben am Montagabend in der Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona gegen den Prämienanstieg protestiert.
- Zur Kundgebung aufgerufen hatten Linke und Gewerkschaften als Reaktion darauf, dass im Kanton die Prämien bereits zum zweiten Mal in Folge um über 10 Prozent ansteigen.
- Mit Vorstössen auf kantonaler und eidgenössischer Ebene wollen sie zudem mehr Druck auf die Politik ausüben.
Innerhalb der letzten vier Jahre sind die Krankenkassenprämien im Tessin um fast ein Drittel gestiegen und gehören damit mittlerweile zu den höchsten der Schweiz. Für viele sind sie das Sorgenthema Nummer eins. Entsprechend gross ist auch der Frust bei der Tessiner Bevölkerung.
«Es ist einfach zu viel», sagte eine Kundgebungsteilnehmerin. «10 Prozent sind nicht einfach nichts. Aber die Löhne bleiben immer gleich.» Ein junger Mann in einem Kuhkostüm zeigte sich ebenfalls frustriert: «Wir wurden schon genug gemolken», sagte der Mann. Die Tessiner Bevölkerung habe die Nase voll.
Sie sei zuversichtlich, dass der Druck der Strasse Wirkung zeige, sagte die Tessiner SP-Co-Präsidentin Laura Riget gegenüber RSI. «Es braucht jetzt einen Paradigmenwechsel.» Sie sei überzeugt, dass die Bevölkerung genug habe vom aktuellen Gesundheitssystem, sagte Riget weiter. «Eine neue Initiative für eine Einheitskrankenkasse wird eine Mehrheit finden.»
Zwei Vorstösse in Bern hängig
Die Tessiner SP will aber auch in Bern mit zwei Standesinitiativen Druck auf die Politik machen. Der eine Vorstoss verlangt, dass die Krankenkassenprämien bis auf Weiteres auf dem Stand von 2024 eingefroren werden. Der zweite Vorstoss fordert die Einsetzung einer Taskforce auf Bundesebene, in welcher unter anderem überhöhte Medikamentenpreise bekämpft und Generika gefördert werden.
Auch auf kantonaler Ebene machen die Linken Druck. Sie fordern, dass die Tessiner Regierung auf die angekündigte Kürzung der Prämienverbilligungen verzichtet. Diese Forderung dürfte im Kantonsparlament gute Chancen haben, da auch die rechte Lega und Teile der FDP das Anliegen der Linken unterstützen.