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Quantencomputer Die Technologie der Zukunft steht in Baselland

Der erste kommerziell genutzte Quantencomputer ist in Arlesheim. Er rechnet millionenfach schneller als ein herkömmlicher Computer.

Die Baselbieter Gemeinde Arlesheim ist bekannt für ihren Dom aus dem 17. Jahrhundert, den weitläufigen Landschaftsgarten Ermitage aus dem 18. Jahrhundert und das anthroposophische Goetheanum. Neu ist der Ort mit seinen knapp 10'000 Bewohnerinnen und Bewohnern auch Anziehungspunkt für die internationale Computer-Szene.

In Arlesheim steht nämlich seit Kurzem der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz.

Unterschied zwischen Computer und Quantencomputer

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Im Vergleich zu einem herkömmlichen Computer ist ein Quantencomputer viel schneller – millionenfach schneller sogar. Ein Quantencomputer löst Rechenschritte nämlich parallel: Während ein normaler Rechner ein Schritt nach dem andern macht, kann der Quantencomputer alles gleichzeitig tun.

Muss ein herkömmlicher Computer also beispielsweise den Weg aus einem Labyrinth finden, geht er alle Wege einzeln durch. Er ist damit zwar meist sehr viel schneller als die Menschen. Aber der Quantencomputer kann alle Wege gleichzeitig durchgehen. Er ist damit nicht nur viel schneller als der Mensch, sondern auch als der herkömmliche Computer.

Anders als herkömmliche Computer arbeitet ein Quantencomputer nicht nur mit 0 und 1. Er hat auch alles dazwischen zur Verfügung. Damit ist er deutlich schneller als andere Rechner.

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Legende: Nicht nur in Arlesheim, sondern auch anderswo in Europa: Ein Quantencomputer des Start-ups IQM Germany, der sich noch im Aufbau befindet, steht in einem Rechenzentrum. Europa gilt als führend in der Quantenphysik. KEYSTONE/DPA/Sven Hoppe

«Mit dem Quantencomputer können wir die Innovation für Industrien beschleunigen und verbessern», sagt Damir Bogdan, der Geschäftsführer von Quantum Basel. Die Firma hat den ersten kommerziellen Quantencomputer der Schweiz in Arlesheim aufgestellt. Der Computer kostete einen zweistelligen Millionenbetrag.

Ein Quantencomputer kann nicht nur schneller rechnen, sondern auch bessere Lösungen erarbeiten.
Autor: Damir Bogdan Geschäftsführer Quantum Basel

Allerdings gehe es nicht nur um Schnelligkeit. «Ein Quantenrechner kann nicht nur schneller rechnen, sondern auch bessere Lösungen erarbeiten», erklärt Bogdan: «Überall dort, wo Simulationen, Logistik oder maschinelles Lernen gefragt sind, kann ein Quantenrechner seine Stärke ausspielen.»

Dominik Zumbühl von der Universität Basel setzt deshalb grosse Hoffnungen in den neuen Quantencomputer. «Man kann damit in Zukunft vermutlich Probleme lösen, die sonst unlösbar wären», sagt der Professor für Physik. Welche das sein könnten, sei zumindest teilweise noch unklar. Pharmaunternehmen und Finanzinstitute könnten beispielsweise grosses Interesse daran haben.

Niemand versteht den Quantencomputer

Die Technologie, die im Quantencomputer steckt, verstehe bisher niemand, sagt der Geschäftsführer von Quantum Basel. «Und wer sagt, er hätte es verstanden, beweist damit grade, dass er es nicht verstanden hat», so Bogdan lachend.

Mann steht vor einem Computer, der so gross wie ein Schrank ist.
Legende: Konrad Zuse, Erfinder der ersten programmgesteuerten Rechenmaschine «Z eins». Er sagte in den 1950er-Jahren, Computer könnten bessere Krankheitsdiagnosen als Menschen stellen, wenn sie mit Krankheitssymptonen gefüttert würden. KEYSTONE/Str

Dass der Quantencomputer ausgerechnet in der 10'000-Seelen-Gemeinde Arlesheim steht, ist Uptown Basel zu verdanken.

Seit 2019 arbeitet Uptown Basel auf einem ehemaligen Industriegebiet in Arlesheim an einem Kompetenzzentrum für Technologiefirmen. Zentrale Themen sind das Internet der Dinge, Cyber Security, Elektromobilität, neue Batterietechnologien, Virtual Reality, Robotertechnologie oder 3D-Druck. Und auf dem Areal von Uptown Basel steht jetzt der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz.

Kleiner, schneller, besser

Bald soll ein weiterer Quantencomputer hinzukommen. Er wird – so viel weiss man über die Quantencomputertechnologie, auch wenn man sie nicht versteht – kleiner und vor allem schneller sein als der bisherige.

Regionaljournal Basel, 6.12.2014, 12:03 Uhr ; 

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