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Radio für die Südostschweiz Wieso ist diese Radiokonzession für Roger Schawinski so wichtig?

Das Radio Alpin von Radiopionier Roger Schawinski erhält doch keine Konzession für die Regionen Graubünden, Glarnerland und St. Galler Oberland. Das Bundesverwaltungsgericht hat abschliessend entschieden, dass die Südostschweiz Radio AG die Konzession behalten darf – zur grossen Überraschung von Schawinski. Medienredaktor Nick Lüthi ordnet im Gespräch ein, was der Entscheid für den Medienunternehmer und den Medienplatz Südostschweiz bedeutet.

Nick Lüthi

Medienredaktor beim Branchenportal persoenlich.com

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Nick Lüthi schreibt für das Branchenportal persoenlich.com über Entwicklungen auf dem Medienmarkt. Zuvor war er Redaktionsleiter der Medienwoche.

SRF News: Wieso ist diese Konzession für Roger Schawinski derart wichtig?

Nick Lüthi: Sie ist vor allem aus finanziellen Gründen wichtig. Mit einer Konzession erhält man Geld. Das sind Millionenbeträge, die man pro Jahr für den Betrieb eines Radiosenders kriegt. Denn in einer Region wie der Südostschweiz lässt sich ein Radio nur mit dieser finanziellen Unterstützung aus öffentlichen Mitteln betreiben.

Ohne Konzessionsgelder ist ein journalistisches Programm in einer Region wie Graubünden, Glarus, St. Galler Rheintal kaum möglich.

Rein kommerziell, also nur mit Werbung, wäre das ganz schwierig. Da könnte man vielleicht einen Musiksender betreiben, aber sicher nicht ein journalistisches Radio.

Welche Bedeutung hat die Südostschweiz in der Radiobranche überhaupt?

Sie ist nicht ein zentrales Gebiet, hat nur wenige Hörerinnen und Hörer. Es ist eines von vielen kleinen Gebieten, welche die ganze Schweiz ausmachen. Aber es ist medienpolitisch gewollt, dass jede Region der Schweiz, egal wie dicht besiedelt, ein gleichwertiges Informationsangebot von Lokalradio und Regionalfernsehen hat.

Roger Schawinski sagte ja, er wolle mit der Konzession das Monopol aufbrechen. Wie glaubwürdig ist das?

Mit Monopol spricht er die Rolle von der Somedia an, dem Medienunternehmen in Chur, das eine Zeitung herausgibt, eine Webseite hat sowie ein Radio und ein Fernsehen betreibt. Es stimmt, dass die Somedia eine starke Stellung hat. Aber es gibt noch viele kleinere oder auch grössere Medien wie zum Beispiel SRF, das mit einem Regionaljournal präsent ist und immer wieder mit starken Recherchen auffällt. Wenn man sagt, man wolle ein Monopol aufbrechen, ist dies auch Teil einer Erzählung. Bei solchen Projekten geht es immer auch um Marketing, um Werbung und um eine gute Story, die verfangen soll.

Schawinski hat es nun aber schon zum zweiten Mal versucht. Ihm scheint die Präsenz in dieser Region wichtig zu sein.

Bereits vor mehr als 15 Jahren, als zuletzt Konzessionen für Lokalradios vergeben wurden, hat er in einer vergleichbaren Konstellation angegriffen – mit dem gleichen Geschäftspartner, Stefan Bühler. Damals trat er noch gegen den Patron von Somedia, Hanspeter Lebrument, an. Damals führte ich ein legendäres Interview mit Schawinski und Lebrument. Auf halber Strecke zwischen Chur und Zürich haben die sich in einem Hinterzimmer eines Restaurants getroffen und die Klingen gekreuzt. Das waren damals auch zwei starke Medienpersönlichkeiten, die um Einfluss kämpften, in Form dieses Streits um eine Radiokonzession.

Zwei Männer stehen auf einem gepflasterten Platz vor einem Brunnen und Gebäuden.
Legende: Eigentlich war die Konzession bereits erteilt: Vor einem Jahr sprach das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) die Radiokonzession an die Initianten Roger Schawinski (links) und Stefan Bühler (rechts) aus. Dann wurde Beschwerde eingereicht. Keystone(Gian Ehrenzeller (19.04.2024)

Wäre es ohne Konzession und Geld aus dem Gebührentopf überhaupt möglich, weiterzumachen?

Radio zu machen ist heute rein technisch so einfach wie noch nie – sei es über DAB+ oder mit dem Webstream. Da kostet die Verbreitung und auch das Programm. Wenn man nur Musik machen will, kostet das weniger. Aber Schawinski wollte ein journalistisches Programm bieten, und das kostet natürlich. Ohne Konzessionsgelder in einer Region wie Graubünden, Glarus, St. Galler Rheintal ist das kaum möglich, ausser man hat einen Sponsor oder Mäzen, eine oder mehrere Stiftungen, die das interessant finden.

Das Gespräch führte Yves Kilchör.

SRF 4 News, 31.01.2025, 06:40 Uhr ; 

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