Vor der Frühjahrssession wurde im Nationalratssaal eine neue Rampe installiert. Erstmals ist es damit auch Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, möglich, am offiziellen Rednerpult zu sprechen.
Am Mittwoch kurz vor Mittag nutzte Christian Lohr, Nationalrat der «Mitte», diese Gelegenheit erstmals. Er betonte, es handle sich um einen besonderen Moment. Dank der Rampe fühle er sich «noch gleichwertiger» im Parlament.
Er könne jetzt nicht nur mitreden, sondern auch mitgestikulieren, sagte Lohr, der ohne Arme und mit deformierten Beinen zur Welt kam: «Erschrecken Sie bitte nicht, wenn jetzt einmal jemand mit dem Fuss auf das Pult poltert!»
Gleichberechtigter Zugang für alle
Lohr rief zudem Menschen im Rollstuhl auf, ebenfalls für ein politisches Amt in Bern zu kandidieren. «Diese Massnahmen sind nicht für mich getroffen worden, sondern damit Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen diese Möglichkeit haben. In unserer Gesellschaft haben alle Menschen das Recht, gewählt zu werden. Sie haben auch das Recht, ihr Amt auszuüben.»
Irène Kälin (Grüne/AG), Vizepräsidentin des Nationalrats, sagte nach dem historischen Moment unter der Bundeshauskuppel: «Es war mir eine Ehre, sehr geschätzter Herr Kollege Lohr, Zeugin ihres ersten Votums am offiziellen Rednerpult zu sein.» Als Mitglied des Präsidiums könne sie ihm versichern, «dass ich mich sehr freue, Sie gleichberechtigt hier begrüssen zu dürfen».