Nicht nur in den USA und in Grossbritannien werden wegen der Demonstrationen gegen Polizeigewalt historische Statuen zum Ziel der Proteste. Auch in der Schweiz ist die Debatte über den Umgang mit solchen Denkmälern wieder neu entfacht.
Nachdem im kalifornischen Sacramento die Statue des Schweizer Generals Johann August Sutter mit Farbe beschmiert worden ist, haben Aktivisten der Juso Baselland eine Gedenktafel in dessen Heimatort Rünenberg (BL) verhüllt.
Im Fokus stehen neben Sutters Gedenktafel auch weitere Statuen und Denkmäler in der Schweiz. Ein Überblick.
Gedenktafel für General Sutter
Johann August Sutters Heimatort Rünenberg (BL) erinnert seit 1953 mit einer Gedenktafel an ihn. 1834 wanderte er nach Amerika aus und gründete in Kalifornien die Kolonie Neu-Helvetien.
Er legte den Grundstein für Kaliforniens Hauptstadt Sacramento, war aber laut Historikern auch ein Sklaventreiber und auf den Handel mit Kindern von amerikanischen Ureinwohnern spezialisiert.
Statue von David de Pury
In Neuenburg hat die Gruppierung «Collectif pour la mémoire» eine Petition zur Entfernung der Statue von David de Pury lanciert. Der Bankier hinterliess der Stadt nach seinem Tod 1786 in Lissabon ein riesiges Vermögen.
Allerdings: «Den Grossteil seines Vermögens erwarb er durch Diamanten-, Finanz- und Sklavenhandel am portugiesischen Hof», zitiert die «Luzerner Zeitung» den St. Galler Historiker Hans Fässler, der bereits vor zwölf Jahren gegen die Statue von de Pury protestierte.
Statue von Alfred Escher
Die Statue des Schweizer Politikers, Wirtschaftsführers und Eisenbahnpioniers Alfred Escher steht seit 1889 auf dem Bahnhofplatz in Zürich. Dessen Erbe, so bestätigten Historiker, beruht auf den Erträgen einer Kaffeeplantage auf Kuba von Eschers Vater Heinrich, die von knapp 90 Sklaven bewirtschaftet wurde.
Deshalb werden Stimmen laut, die fordern, die Statue eher im Museum auszustellen oder zumindest eine Information anzubringen, die auf diesen Umstand hinweist.
Statue und Wappen der Berner Mohrenzunft
Statue und Wappen der Berner Mohrenzunft sorgten schon vor Jahren für rote Köpfe bei zwei Stadträten: Sie kritisierten die Darstellung auf dem Wappen und traten eine mediale Debatte los.
Mit dem Mann ist zwar historisch gesehen ein Heiliger gemeint: Mauritius, ein schwarzer Legionär, der wegen seiner Verdienste um das Christentum im Mittelalter heiliggesprochen wurde. Doch das Wappen aus dem späten 19. Jahrhundert zeigt keinen Helden, sondern einen Mann mit wulstigen Lippen und flacher Stirn – damals ein Zeichen für niedere Intelligenz.
Naturforscher Louis Agassiz
Der schweizerisch-amerikanische Naturforscher Louis Agassiz aus dem Kanton Freiburg ist als Gletscherforscher bekannt, gilt aber auch als ein Vordenker der Rassenhygiene im Nationalsozialismus. Seine Statue ist neben der des deutschen Forschungsreisenden Alexander von Humboldt an der Stanford-Universität in Kalifornien zu sehen.
Auch in der Schweiz sind oder waren Strassen und Plätze nach ihm benannt. In Neuenburg ist der Espace Louis Agassiz inzwischen umbenannt in Espace Tilo Frey. Eine Avenue Agassiz in Lausanne ist mit einem Hinweis auf sein rassistisches Gedankengut versehen. Und im Wallis gibt es seit Jahren die Forderung, das Agassizhorn umzubenennen.
Nationalparkgründer Paul Sarasin
Im Schweizerischen Nationalpark in Graubünden erinnert eine Gedenktafel an den Mitgründer Paul Sarasin. Er und sein Vetter Fritz Sarasin gelten als angesehene Naturforscher.
Historiker Bernhard Schär zeigte jedoch vor einigen Jahren, wie die beiden Forscher in Südostasien von der Kolonialpolitik europäischer Grossmächte profitiert haben.