Ein elfjähriger Schüler wird im Klassenchat immer wieder beleidigt und unter anderem mit dem «N-Wort» angesprochen. Schwarze Schülerinnen und Schüler werden im Turnunterricht im Geräteraum eingesperrt und von Mitschülern rassistisch beschimpft.
Das sind Beispiele, die der neueste Rassismusbericht aufführt, den die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, in Zusammenarbeit mit der Organisation Human Rights und dem Beratungsnetz für Rassismus erstellt hat.
Schweizweit 876 Fälle von Rassismus
Dem Bericht zufolge wurden im vergangenen Jahr 876 Fälle von Rassismus gemeldet. Das sind 24 Prozent mehr gemeldete Fälle als im Vorjahr. «Die meisten Vorfälle, die im Bildungsbereich gemeldet werden, betreffen schwarze Menschen. Sie berichten über Herabwürdigungen, Beschimpfungen, rassistisches Mobbing oder auch Benachteiligungen», sagt Gina Vega, Leiterin des Beratungsnetzes für Rassismusopfer.
Im Bildungsbereich steigt die Anzahl Meldungen von Jahr zu Jahr. Daraus könne man aber nicht schliessen, dass es heute an Schulen mehr Rassismus gebe als früher, sagt Alma Wiecken, Geschäftsleiterin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Die Zahlen zeigten nicht, wo am meisten Rassismus vorkomme, sondern in welchen Bereichen die meisten Vorfälle gemeldet würden. Vermutlich sei die Wachsamkeit Grund für den Anstieg im Bildungsbereich.
«Ich denke, es hat sich sehr viel getan, was die Sensibilisierung angeht. Die Schulen haben das Thema jetzt auch mehr aufgenommen. Es gibt auch in der Aus- und Weiterbildung Fortschritte und das führt dann natürlich auch zu mehr Meldungen», betont Wiecken.
Höheres Problembewusstsein an Schulen
Bei rassistischen Vorfällen an Schulen wenden sich zudem nicht nur die Betroffenen selbst an Beratungsstellen, sondern oft auch Lehrpersonen und Eltern.
Die Schülerinnen und die Lehrpersonen müssen wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Fragen oder Probleme in dieser Hinsicht haben.
Man könne von den Schulen nicht erwarten, dass sie selber alle Antworten auf die Probleme liefern, sagt Alma Wiecken. Nicht jede Schule könne eine interne Beratungsstelle einrichten. Wichtig sei aber, dass es an jeder Schule eine Ansprechperson gebe. «Die Schülerinnen und die Lehrpersonen müssen wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Fragen oder Probleme in dieser Hinsicht haben. Aber es ist dann durchaus auch sinnvoll, eine externe Beratungsstelle beizuziehen.»
Diese kann die Schulen dann darin beraten, wie sie angemessen auf die Vorfälle reagieren. Rassismus an Schulen wird also nicht häufiger, aber häufiger gemeldet. Das zeigt, dass das Problembewusstsein an Schulen und in der Gesellschaft im Allgemeinen grösser geworden ist.