- Der erste Schweizer Inklusionsindex der Organisation Pro Infirmis zeigt: Die Schweiz schliesst Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Bereichen aus der Gesellschaft aus.
- Insbesondere betreffe dies die Bereiche der Politik, des Arbeitsmarkts und der Mobilität.
- Die UNO habe der Schweiz bereits 2022 einen grossen Nachholbedarf bei der Inklusion attestiert.
Vier von fünf Menschen mit Behinderungen fühlen sich stark von der Gesellschaft ausgeschlossen. Besonders deutlich sei der Ausschluss in den Bereichen Politik, Arbeit und Mobilität, wie der erste Schweizer Inklusionsindex der Organisation Pro Infirmis zeigt.
Die grösste Fachorganisation für Menschen mit einer Behinderung unterzog die Inklusion in der Schweiz einem Realitätscheck und legt nun die erste repräsentative Studie zu dem Thema vor. Wie sie mitteilt, attestierte die UNO der Schweiz bereits 2022 grossen Nachholbedarf bei der Inklusion. Eine Einschätzung aus Sicht der Betroffenen gab es bisher jedoch nicht.
Drei Viertel der Befragten fühlten sich in der Politik ungenügend vertreten und berücksichtigt. Die Hälfte sehe für sich nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Haupthindernis sei die geringe Bereitschaft der Unternehmen, Menschen mit Behinderungen anzustellen. Zudem gibt es der Umfrage zufolge zu wenige geeignete Arbeitsplätze.
Mühe mit öffentlichem Verkehr
Schliesslich hat ein Drittel der Befragten Schwierigkeiten, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Physische Hindernisse, wie zu hohe oder zu niedrige Perrons oder Haltestellen, sind die Hauptgründe.
Für Pro Infirmis ergibt sich aus dem Inklusionsindex klarer Handlungsbedarf. Die 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die mit Behinderungen leben, dürften nicht weiter ausgeschlossen sein. Sie seien zwar im Prinzip, nicht aber in der Realität rechtlich gleichgestellt.
Um die Teilhabe aller Menschen ungeachtet ihrer Behinderung zu garantieren, müsse die ganze Gesellschaft zusammenarbeiten. Es gelte, Barrieren abzubauen. Im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober verschafft Pro Infirmis kandidierenden Menschen mit Behinderungen Sichtbarkeit mit der Behindertenliste.
Die Studie liess Pro Infirmis durch die Sozialforschungs- und Beratungsfirma Grünenfelder Zumbach erheben. Befragt wurden 1433 Personen mit Behinderungen im Alter von 16 bis 64 Jahren in der ganzen Schweiz.