- Der Reigen der Bundesfeiern ist bereits am Sonntag im ganzen Land gestartet. Die Bundesrätinnen und Bundesräte halten nicht weniger als 14 Ansprachen.
- Bundespräsident Ignazio Cassis ist auf grosser «Tour de Suisse» mit vier Auftritten.
- «Wir dürfen streiten, auch laut streiten», sagte Cassis in Knonau (ZH). «Wichtig ist aber, dass wir die Fähigkeit wieder erlernen, uns zu versöhnen.»
- Die weiteren Bundesrätinnen und Bundesräte ergriffen ebenfalls das Wort. Trotz Krisenstimmung im Land rief Bundesrat Guy Parmelin zum Feiern auf.
«Heute ist nicht Trübsal blasen angesagt, sondern Feiern», sagte der Wirtschaftsminister in einer Rede auf einem Bauernhof in Oberwald (VS). Der gelernte Waadtländer Winzer räumte zwar ein: «2022 ist definitiv kein ausgezeichneter Jahrgang. Und das Jahr ist noch nicht einmal zu Ende.»
Versorgungsengpässe, steigende Lebenshaltungskosten, unsichere Energieversorgung, Krisenstimmung: Die Schweiz befinde sich in der wohl schwierigsten Zeit seit der letzten Energiekrise vor fast 50 Jahren, sagte Parmelin. «Trotzdem müssen wir weitermachen und sollten möglichst positiv bleiben.»
Keller-Sutter: Verteidigung der Werte
Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat derweil in ihrer Ansprache am Gipfel des Moléson (FR) zur Verteidigung der Werte aufgerufen. Jetzt, wo in Europa wieder Krieg herrsche, müssten unsere Freiheiten, Sicherheit, Institutionen und politische Kultur verteidigt werden – sowohl in Bundesbern, als auch durch jede und jeden auf seiner Ebene.
Der Ukraine-Krieg hat auch Bundesrätin Viola Amherd dazu bewogen, den Wert von Demokratie und Rechtsstaat in ihrer Ansprache hervorzuheben. In Winterthur (ZH) erklärte Amherd, antidemokratische Tendenzen gebe es heute auch mitten in Europa. Über die sozialen Medien würde dabei Zwietracht weit über die Grenzen hinaus gesät – auch in der Schweiz.
Berset: Das aufeinander Zugehen ist wichtiger geworden
Gesundheitsminister Alain Berset kritisierte bereits am Vorabend in Luzern, dass in den sozialen Medien Dauerempörung, haltlose Polemik und Wut auf Personen, die in der Öffentlichkeit stünden, vorherrschten. Raum für Annäherung, für Dialog und Kompromisse fehle.
Um die grossen Herausforderungen wie Krieg, Knappheit, Inflation, Klimaerwärmung oder Altersvorsorge zu bewältigen, ist gemäss Berset das aufeinander Zugehen noch wichtiger geworden.
Dass wir uns raufen – und dann wieder zusammenraufen, hält die Schweiz zusammen.
Er zeigte sich dabei optimistisch und plädierte bei seiner Rede in Luzern dafür, nicht stets nett zu sein, sondern über alles zu streiten – aber nicht endlos. «Dass wir uns raufen – und uns dann wieder zusammenraufen» halte die Schweiz zusammen.
Anpacken für neue Energiewende
Neben Berset hatte auch Energieministerin Simonetta Sommaruga ihren ersten 1.-August-Auftritt bereits am 31. Juli. Die SP-Bundesrätin rief bei einer Rede in Saas-Balen im Wallis dazu auf, die einheimischen Energien Wind-, Wasser- und Sonnenkraft mit Pioniergeist voranzutreiben.
Die Wasserkraft sei angesichts der Abhängigkeit von russischem Gas gefragter denn je. Die Schweiz habe schon einmal eine Energiewende erlebt, sagte Sommaruga. Nach dem Ersten Weltkrieg seien die Kohle-Importe aus dem Ausland ausgefallen.
Die Vorfahren hätten daraufhin die Wasserkraft stark ausgebaut und die Schweiz aus der Kohle-Abhängigkeit befreit. Jetzt müsse das die aktuelle Generation anpacken. Es gelte, die beste Lösung zwischen Schutz- und Nutzinteressen zu finden.
Finanzminister Ueli Maurer beehrt Dietlikon (ZH), Neunkirch (SH) und Marbachegg (LU).