Die Maturität öffnet die Türen zu den Hochschulen, und zwar ohne Prüfung. Junge Menschen mit diesem Abschluss können anspruchsvolle gesellschaftliche Aufgaben meistern. Gut ein Fünftel der Jugendlichen beendet ihre Schulzeit mit Maturazeugnis. Dauer, Anzahl Lektionen und Fächerkombinationen unterscheiden sich aber je nach Kanton und je nach Gymnasium. Das soll sich ändern.
Fehlender Mut in der Umsetzung
Doch der Vorschlag, den Bund und Kantone in den letzten Monaten in die Vernehmlassung geschickt haben, ist keine tiefgreifende Reform. An den Vorarbeiten beteiligt war Stefan Zumbrunn. Er ist Rektor der Kantonsschule Solothurn und fragt sich heute, «ob man hier nicht mutiger hätte herangehen dürfen. Immerhin haben sich die Gesellschaft und die uns beschäftigenden Probleme markant verändert.»
Diese Kritik äussern auch verschiedene Kantonsregierungen und Vertreter der Wirtschaft – in noch deutlicheren Worten. Etwa: «Es fehlt eine systematische Auseinandersetzung mit den Kompetenzen, die heute und morgen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft gefragt sind.» Und kurz: «Zu wenig ausgereift.»
Ausser Spesen nichts gewesen? Nicht ganz
Der Reformvorschlag will die verschiedenen Maturitätsabschlüsse vergleichbarer machen. Begonnen mit einer einheitlichen Mindestdauer von vier Jahren. Für Diskussionen sorgen die vielen Fächer; statt zu verzichten und zu gewichten, ist die Zahl der Fächer aufgestockt worden. Es sind inzwischen 12 bis 14 Grundlagenfächer: Zu viel, kritisieren Rektor Zumbrunn und verschiedene Kantonsregierungen.
Auch Lucius Hartmann hat offene Fragen. Er unterrichtet an der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon und hat sich als Vertreter der Gymi-Lehrpersonen ebenfalls mit den Grundlagen befasst.
«Die Schwierigkeit ist höchstens, dass die verfügbare Unterrichtszeit auf diese vielen Fächer verteilt werden muss. Und hier muss man sich im Verlaufe der weiteren Entwicklung des Gymnasiums überlegen, wie man diese Problematik entschärfen und lösen kann.»
Mit der breiten Kritik auf dem Tisch giessen Bund und Kantone nun eine Schlussfassung. Diese bildet den Rahmen für die Matura der Zukunft. Entlang dieser Vorgaben entwickeln dann die Kantone den konkreten Lehrplan und legen ihn bis in rund einem Jahr vor.