Kurz nach neun Uhr an der Berufsschule Aarau. 18 angehende Köchinnen und Köche nehmen an einem Experiment teil. 10 von ihnen dürfen bereits wählen. Für SRF bewerten sie die Instagram-Profile von Aargauer Regierungsrats-Kandidierenden.
Für Junge ist das Internet die wichtigste Informationsquelle. Zuletzt haben vor allem die beiden sozialen Netzwerke Instagram und Tiktok zugelegt, wie eine Studie der Universität Zürich zeigt. Bereits bei den Nationalratswahlen 2023 zeigte sich das Phänomen. Dimitry Parisi von der Kommunikationsagentur Farner Consulting sagte damals gegenüber SRF: «Wir stellen fest, dass Social Media einen höheren Stellenwert hat als bei den Wahlen vor vier Jahren. Die Kandidierenden haben die Aktivitäten deutlich professionalisiert».
Instagram und Facebook als Wahlkampfhelfer?
Im Vordergrund stehen laut Parisi vor allem Facebook und Instagram, die beide zum Meta-Konzern gehören. «Sie gehören zu den reichweitenstärksten Plattformen in der Schweiz. Dort gelingt es, ein Publikum von 30 bis 60 oder sogar 70 Jahren zu erreichen», sagt Parisi. Entsprechend interessant seien die Plattformen für die Kandidierenden.
Die angehenden Kochprofis, die bei Experiment von SRF mitmachen, nehmen die Profile von Martina Bircher (SVP), Ruth Müri (Grüne) und Beat Flach (Grünliberale) unter die Lupe. Sie sind die drei aussichtsreichsten Kandidierenden für den frei werdenden Sitz in der Aargauer Regierung.
Der erste Eindruck der Jugendlichen: Die Politikerinnen und Politiker nutzen Instagram unterschiedlich. Berufsschülerin Michelle Morger sagt etwa: «Beat Flach hat viele Katzenbilder auf seinem Profil, was sehr auffällt.» Die anderen hielten sich mit solchen Inhalten eher zurück. Die vielen privaten Bilder findet auch Rémy Bonetta gut: «Junge Leute spricht es mehr an, wenn man private Dinge postet.» Anders sieht es Timon Reier: «Wenn ich die SVP spannend finde, dann gehe ich nicht auf die Seite von Martina Bircher, um ihr Privatleben zu sehen.»
Aus den Social Media-Profilen sind die politischen Ansichten durchaus ersichtlich, auch für die Jungen. Berufsschülerin Lena Keller sieht etwa, dass sich die Kandidatin der Grünen für die Natur und soziale Themen einsetze. Die SVP-Politikerin stehe für typische SVP-Inhalte ein, während der GLP-Kandidat auch Umweltthemen, aber auch die Wirtschaft vertrete.
Letztlich mögen die Instagram-Profile die Jungen nicht zu überzeugen. Alicia de Luca moniert etwa: «Man geht nicht auf Insta, um einen grossen Abschnitt Text zu lesen.» Besser wären viel mehr Videos. Auch Sven Dätwyler gesteht ein: «Ich persönlich würde keinem der Dreien folgen.»
Noch am ehesten sprach das Profil von Beat Flach die Berufsschülerinnen und -schüler an. Das zeigt eine Umfrage am Ende der Schulstunde.
Ob er damit auch an der Urne punkten kann, zeigt sich am 20. Oktober.