Expertinnen und Experten fordern mehr Regulierung auf Internetplattformen. Das geht aus einer Umfrage der Jungen Akademie Schweiz und der Universität Zürich hervor. Daniela Mahl, Co-Leiterin der Studie, erklärt die Forderungen für SRF genauer.
SRF News: Wie wollen die Fachleute bei den Internetplattformen ansetzen?
Daniela Mahl: Plattformen können durch ihre Nutzungsbedingungen und algorithmische Moderationspraktiken kontrollieren, was auf ihnen gesagt werden darf und was nicht. Das ist besonders problematisch. Hier wollen unsere Expertinnen und Experten ansetzen und einen zivilgesellschaftlichen Plattformrat schaffen. Das ist ein unabhängiges Gremium, das zur Kontrolle und zur Beratung von digitalen Plattformen geschaffen wird.
Wie soll dieser digitale Plattformrat genau funktionieren?
Idealerweise ist ein solcher Plattformrat zusammengesetzt aus einem Querschnitt von Nutzerinnen und Stakeholdern aus Wissenschaft, Journalismus, Politik und Wirtschaft. Es gibt allerdings kein einheitliches Verständnis über den Aufbau, die Zusammensetzung oder Rolle eines solchen Rats. In unserer Studie wurde allerdings betont, dass es die zentrale Aufgabe ist, dass man durch Monitoring mehr Transparenz ermöglicht.
Der wahre Mehrwert eines solchen Plattformrates ist eine systematische Verbesserung der Regulierung der Plattform, die über den Einzelfall hinausgeht.
Durch die Einsicht in Moderationspraktiken sollen diese vom Plattformrat bewertet und gegebenenfalls sanktioniert werden. Vielfalt und Diversität sollen auf den Plattformen stattfinden. Der wahre Mehrwert eines solchen Plattformrates ist eine systematische Verbesserung der Regulierung der Plattform, die über den Einzelfall hinausgeht.
Wer soll im Plattformrat sitzen? Wer soll bestimmen, wer da drin sitzt?
Im Plattformrat ist idealerweise die ganze Bandbreite unserer Zivilgesellschaft repräsentiert. Das sind eben zum einen die Nutzerinnen und Nutzer der Plattformen selbst. Aber auch Personen aus der Wissenschaft, aus dem Journalismus, Politik, Wirtschaft, so dass man eben das Ziel der Vielfalt und Diversität gerecht wird.
Der Rat soll nicht festlegen, was gesagt werden darf und was nicht.
Könnte das nicht eine Art Wahrheitsministerium werden, wenn ein solches Gremium so viel Macht hat, um auch zu entscheiden, was Fake News ist und was nicht?
Das Ziel des Plattformrates ist es nicht, Nutzungsbedingungen oder algorithmische Moderationspraktiken zu spezifizieren, ohne diese transparent nach aussen zu tragen. Das Ziel ist ein Einblick in diese Praktiken. Ein zivilgesellschaftlicher Plattformrat soll ein unabhängiges, kontrollierendes und beratendes Gremium sein. Er soll auch nicht festlegen, was gesagt werden darf und was nicht.
Wie wollen die befragten Expertinnen und Experten einen solchen Plattformrat den Social-Media-Plattformen aufzwingen?
Es gibt tatsächlich schon ein sehr prominentes Beispiel für einen solchen Plattformrat, allerdings ohne die direkte Beteiligung von Nutzerinnen. Und das ist das Facebook beziehungsweise Meta Oversight Board. Dieser Rat setzt sich aus verschiedenen Stakeholdern zusammen. Sie überwachen verschiedene Moderationspraktiken der Plattformen und spielen eine Empfehlung an die Plattform zurück. Diese wird dann öffentlich einsehbar publiziert.
Das Gespräch führte Sandro Della Torre.