Zum Inhalt springen

Rekord bei Transplantationen Noch nie wurden so viele Organe verpflanzt wie 2023

Die Zunahme an Spenderorganen hat nichts mit der Abstimmung von 2022 zu tun – vielmehr erhalten die Intensivstationen mehr Unterstützung von Transplantationsexperten.

Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz so viele Organe transplantiert, wie noch nie: 661 Menschen erhielten ein Organ. Das sind 20 Prozent mehr als im Durchschnitt der vorangegangenen zwei Jahre. Am meisten wurden dabei Nieren transplantiert.

Die Steigerung der Anzahl Transplantationen hat dabei nichts mit der Volksabstimmung von 2022 zu tun. Damals stimmte das Volk der sogenannten Widerspruchslösung zu – wer sicher sein will, dass seine Organe nach dem Tod nicht womöglich jemand anderem transplantiert werden, muss dies zu Lebzeiten schriftlich festhalten.

Widerspruchslösung gilt wohl erst ab 2026

Die neue Regel ist aber noch gar nicht in Kraft. Das neue Gesetz soll voraussichtlich in zwei Jahren eingeführt werden. Heute gilt nach wie vor die sogenannte erweiterte Zustimmungsregelung. Das bedeutet: Nur wenn jemand zu Lebzeiten ja gesagt hat, werden die Organe dieser Person transplantiert.

Meist spenden Männer – an andere Männer

Box aufklappen Box zuklappen
Operationsteam im OP-Saal um einen Patienten versammelt.
Legende: Keystone/Gaëtan Bally

Zwei Drittel der Menschen, die ein Organ erhielten, waren im letzten Jahr Männer. Laut dem Bundesamt für Statistik hat das damit zu tun, dass Männer häufiger von Krankheiten betroffen sind, die eine Transplantation nötig machen können. Hierzu gehören in erster Linie Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Niereninsuffizienz. Und auch die verstorbenen Personen, denen ein Organ für eine Spende entnommen wurde, waren mehrheitlich männlich (zu 61 Prozent). (sda)

Hat sich die Person vor ihrem Tod nicht entschieden, müssen ihre Angehörigen entscheiden. Und diese würden sich in der Regel gegen eine Organspende entscheiden, heisst es von der Schweizerischen Stiftung für Organspende und Transplantation, Swisstransplant.

Es kommen mehr Spender infrage als früher

Über die Gründe für die Zunahme der Organspenden und -transplantationen gibt Swisstransplant-Direktor Franz Immer Auskunft: «Der Hauptgrund liegt darin, dass wir eine neue Technologie eingeführt haben, um herauszufinden, ob im konkreten Fall eine Organspende überhaupt möglich ist.»

Die Folge: Unklarheiten würden geklärt und so kämen mehr Menschen für eine Organspende infrage, deren Angehörige dann auch dafür angefragt würden.

Unterstützung für behandelnde Ärzte

In Zweifelsfällen gelangt das behandelnde medizinische Personal beispielsweise auf einer Intensivstation an Swisstransplant. Dort beurteilt eine Expertengruppe quasi als Zweitmeinung, ob ein sterbender Patient oder eine Patientin überhaupt als Organspender oder -spenderin infrage komme. «So konnten wir einen wichtigen Fortschritt erzielen», sagt Immer, der selber Facharzt für Herzchirurgie ist.

Seit 2022 hat das Medizinpersonal im Spital also einen direkten, digitalen und schnellen Draht zu Swisstransplant, um nach Rat zu fragen, ob sich die Organe eines Patienten oder einer Patientin für eine Spende eignen oder nicht.

Kriterien für Spende gelockert

Dabei stellte sich in zahlreichen Fällen heraus, dass durchaus einzelne Organe gespendet werden können. In vielen Fällen hatte das Personal auf der Intensivstation vorher gedacht, dass sich die Organe einer Person nicht eignen.

Hinzu kommt, dass technische Innovationen etwa eine Herztransplantation gegenüber früher vereinfachen. Zudem wurden die Kriterien für eine Organspende gelockert. So gibt es beispielsweise kein Alterslimit mehr, oder man kann in gewissen Fällen auch nach einer Krebserkrankung noch Organe spenden.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen
Legende:

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Newsplus, 28.11.2024, 16 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel