Europa hat die USA als wichtigster Markt für Kokain abgelöst. Die Droge kommt zurzeit vor allem mit Containerschiffen von Südamerika via Belgien und die Niederlande nach Europa. Sowohl in den Häfen in Antwerpen, Rotterdam und Vlissingen als auch auf Flughäfen sind 2023 mehr Drogen beschlagnahmt worden als je zuvor, wie Behörden beider Länder bekannt geben.
Nach offiziellen Schätzungen gelangt rund das Dreifache der sichergestellten Menge nach Europa. Von den Beschlagnahmungszahlen könne nicht unmittelbar auf den Konsum geschlossen werden, sagt Dominique Schori vom Drogeninformationszentrum Zürich (DIZ). Die beschlagnahmte Menge habe keine messbaren Auswirkungen auf die Verfügbarkeit auf dem Markt.
Kokain als Alltagsdroge
Gemäss Abwasseranalysen gehören Zürich und Genf zu den Hochburgen des Kokainkonsums in Europa. Auch wenn die Droge noch hauptsächlich in Grossstädten konsumiert wird, hängt das nicht mehr mit dem Klischee von Kokain als Businessdroge zusammen.
Kokain wird heute in allen Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen konsumiert.
Kokain habe sich als Alltagsdroge etabliert und «wird heute in allen Gesellschafts-, Einkommens- und Bildungsschichten konsumiert», sagt Dominique Schori. Die hohe Verfügbarkeit, die bessere Qualität, die vergleichsweise hohe Kaufkraft in der Schweiz sowie tiefere Preise seien mögliche Gründe dafür.
Deshalb gilt Kokain heute eher als Partydroge. Viele Konsumierende kombinieren sie mit Alkohol. Die Einnahme von Kokain verleihe einem das Gefühl, wieder nüchtern zu sein, obwohl dies in Wirklichkeit nicht der Fall sei, sagt der Experte.
25- bis 39-Jährige lassen sich am häufigsten beraten
Die Mehrheit der Personen, die sich wegen des Kokainkonsums beraten lassen wollen, sind zum Zeitpunkt des Eintritts in die Suchtberatung zwischen 25 und 39 Jahre alt. Bis 2016 nahmen die Eintritte in die Suchtberatung der unter 25-Jährigen stetig ab, während sie danach zeitweise wieder anstiegen.
Gemäss dem schweizweiten Monitoringsystem Act-Info haben im Jahr 2022 deutlich mehr Männer (79.2 Prozent) als Frauen (20.8 Prozent) eine Suchtberatung aufgrund ihres Kokainkonsums aufgesucht. Generell würden Männer mehr Drogen konsumieren als Frauen, so Dominique Schori.
Kokain wird am meisten getestet
Das DIZ bietet unter anderem ein sogenanntes Drug-Checking an. Ziel des Substanztests ist es, negative Folgen für Freizeitkonsumierende zu reduzieren.
2022 hat das DIZ insgesamt rund 3000 Proben getestet. Bei einem Drittel aller Proben handelte es sich um Kokain. Zusammen mit dem Substanztest bietet das DIZ auch ein persönliches Beratungsgespräch an. Das Beratungsgespräch biete die Möglichkeit, den eigenen Drogenkonsum zu reflektieren, erklärt Dominique Schori.